RFID in der Praxis: Firmen vergeben leichtfertig Chancen

Auffällig ist auch, dass trotz eines etablierten Standardübertragungsprotokolls (EPC) noch ein großer Teil der von IPRI befragten Firmen eigene Übertragungsstandards entwickelt und verwendet. Auch die Fraunhofer-Studie nennt die Inkompatibilität existierender Standards sowie den Aufbau und die Ausrichtung von Systemkomponenten als häufig Ursachen von Schwierigkeiten bei RFID-Projekten. Aßmann ist auch hier optimistischer: „Die Standards von EPC sind gut, wir sehen hier keinen Verbesserungsbedarf.“

Generell sieht Aßmann dort, wo ein hoher manueller Aufwand besteht, ein enormes Potenzial für RFID-Anwendungen. Als Beispiel nennt er die Containerverfolgung. „Das Scannen jedes Containers bedeutet einen enormen manuellen Aufwand. RFID bietet hier große Einsparpotenziale: Wenn das Unternehmen immer weiß, wo sich die Container befinden, können der Bestand an Containern verringert und so Kosten eingespart werden.“

Nach Ansicht der Fraunhofer-Experten ist RFID derzeit noch eine „Beschäftigung für Technologiebegeisterte“. Damit sich RFID zur Schlüsseltechnologie für die Effizienzsteigerung von Geschäftsprozessen wandelt, müsse die tiefer in die Geschäftsprozesse integriert werden – wodurch RFID-Projekte aber auch immer komplexer würden.

Unternehmen benötigten daher mehr als nur die technischen RFID-Komponenten, nämlich Dienstleister, „die die Einführung von der Prozessanalyse über den Business Case bis hin zum Change Management begleiten, technisches Fachwissen sowie Erfahrung mitbringen und darüber hinaus auch den Betrieb ganzheitlicher Lösungen unterstützen.“

Noch ist das aber Zukunftsmusik. Die konkreten Pläne zum RFID-Einsatz in deutschen Firmen sehen nämlich anders aus. Laut der IPRI-Umfrage denken sie vor allem über den RFID-Einsatz beim Warenein- und -ausgang, der Lagerorganisation, dem Bestands- und Behältermanagement sowie der Rückverfolgung von Objekten nach. Dass mit der Warenwirtschaft ein eher traditionelles Einsatzgebiet von RFID auch die geplanten Einsatzszenarien beherrscht, sieht das IPRI ebenfalls als Beleg dafür, dass die Möglichkeiten noch nicht voll erkannt wurden.

Die Unternehmen selbst nennen als Voraussetzungen für einen weitergehenden RFID-Einsatz vor allem kostengünstigere RFID-Tags, Aufbau von Know-how im eigenen Haus und die Notwendigkeit, die Wirtschaftlichkeit des Einsatzes zu klären. Technische Verbesserungen, wie eine höhere Lesegenauigkeit oder eine größere Zuverlässigkeit der Technik, spielen zwar nicht die Hauptrolle, werden aber ebenfalls als wichtige Punkte genannt.

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ZDNet.de Redaktion

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