Der britische Telekommunikationskonzern BT will künftig die Werbetechnologie des Unternehmens Phorm einsetzen, um die Seitenabrufe seiner Kunden zu analysieren und daraus detaillierte Interessensprofile zu erstellen. Dadurch lässt sich den Surfern auf allen Seiten, die sie besuchen, personalisierte Werbung zeigen.

„Dieses verhaltensgesteuerte Abstimmen von Werbung ist nichts Neues. Das gibt es bereits innerhalb von Websites oder Portalen wie Yahoo. Aber es wird das erste Mal sein, dass so etwas auf dem Internet-Provider-Level durchgeführt und das Surfverhalten im gesamten Web beobachtet wird“, erklärte Jason Carter, Head of Digital Advertising des Werbedienstleisters McCann, gegenüber der Financial Times. Er erwarte, dass diese Technologie künftig weltweit von Providern eingesetzt werde, um von Onlinewerbung zu profitieren.

Interessensgerechte Werbung zieht Studien zufolge um 35 Prozent mehr Klicks an als herkömmliche Internetbanner. Falls sich Phorms Werbesystem durchsetzt, kann das Unternehmen nach Schätzungen von Analysten von Charles Stanley im Jahr 2012 bis zu 1,5 Milliarden Dollar erwirtschaften. Zum Vergleich: Google hat im Vorjahr 16,6 Milliarden Dollar Einkünfte verzeichnet.

Große Unternehmen wie Microsoft zögern jedoch noch, Phorms Technologie einzusetzen, da sie schlechte Publicity fürchten. Andere haben weniger bedenken: „Ich verstehe nicht, wieso Phorm solchen Aufruhr verursacht, während Google weitaus mehr persönliche Daten sammelt – und das schon seit Jahren“, sagt beispielsweise Katie Eyton, Head of Online Advertising von Manning Gottlieb OMD. Britische Behörden haben bereits anklingen lassen, dass sie durch Phorm keine Datenschutzverletzung gegeben sehen.

Phorm versichert, alle Interessensprofile anonymisiert abzuspeichern – weder Name noch IP Adresse sollen den Daten zuordenbar sein. Kritiker laufen dennoch Sturm gegen das Unternehmen. Die Gruppe Anti-Phorm hat bereits ein Werkzeug entwickelt, das Phorm lahmlegen soll. „Anti-Phorm-Lite“ erzeugt zufällige Surfspuren im Netz, welche die Spur des Nutzers durch „Rauschen“ verwischen und damit das Interessensprofil verfälschen. Die angezeigte Werbung ist dadurch wieder rein zufällig.

ZDNet.de Redaktion

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