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Gebrauchte Hard- und Software: So sparen Firmen richtig Geld

Der Markt für gebrauchte Netzwerkhardware ist in Deutschland sehr fragmentiert. Zu den größeren aber auch neueren Anbietern gehört die amerikanische Firma Network Hardware Resale. Rund 85 Prozent der aus dem europäischen Zentrallager in Amsterdam gelieferten Ware ist gebraucht, etwa 15 Prozent sind noch originalverpackt. Diese Produkte wurden zwar bereits einmal verkauft, aber aus unterschiedlichen Gründen nie genutzt.

„Unsere Kunden erhalten ein Jahr Garantie, mehr als für neue Ware bei Cisco“, erklärt Robert Wolthuis, General Manager für EMEA bei dem Unternehmen. „Die meisten unserer Kunden mischen gebrauchte und neue Hardware für den Aufbau und die Pflege ihrer Netzwerke“, so Wolthuis weiter. Und das lohnt sich, sind gebrauchte Komponenten doch – je nachdem welche Quelle man heranzieht und um welche Produkte es sich handelt – zwischen 40 und 90 Prozent günstiger als Neue.

Vom Markt verschwunden ist UC Networks, eines der Unternehmen, die hierzulande die in den USA bereits deutlich weiter verbreitete Praxis des Refurbishings mit großem Aktionismus bekannter machten. Das Unternehmen aus dem westfälischen Steinfurt hatte als Used Cisco angefangen, dann auf Drängen des Herstellers den Namen gewechselt, und breitete sich schnell mit Niederlassungen in zahlreichen europäischen Ländern aus. Im Herbst 2007 platzte dann die Blase. Vermisst wird das Unternehmen nicht, gibt es doch genug, die sich den Markt teilen müssen: Sei es nun IMN aus Norddeutschland, der Router-Agent oder die 3KV GmbH, geführt von Falk Raudies, bis Anfang des Jahres noch Geschäftsführer beim Energydrink-Hersteller Rhinos.

Marktkenner schätzen, dass mit gebrauchten Cisco-Geräten jährlich weltweit mindestens 200 bis 300 Millionen Dollar umgesetzt werden. Für viele Gebrauchthändler sind diese Produkte aus drei Gründen auch die wichtigsten: Erstens handelt es sich in der Regel um hochpreisige Komponenten, zweitens werden sie oft über einen langen Zeitraum und an wichtigen Stellen im Netzwerk eingesetzt. Da ist es dann einfacher ein Ersatzteil zu besorgen, als den gesamten Router oder Switch auszutauschen – und oft eben auch wesentlich billiger. Drittens ist die Marktdurchdringung mit diesen Produkten enorm hoch – das garantiert hohe Nachfrage und ausreichenden Nachschub.

Zumindest der dritte Punkt ist bei Extreme, Juniper, Foundry, Nortel oder Alcatel nicht gegeben – das Geschäft ist daher weitaus schwieriger. Bei 3Com, HP und D-Link ist dagegen der Preisunterschied zwischen neu und gebraucht zu gering, um attraktiv zu sein.

Den Gesamtmarkt für gebrauchte Netzwerkhardware bezifferte die United Network Equipment Dealer Association (UNEDA), ein Interessenverband von rund 300 Gebrauchthändlern aus aller Welt, 2007 auf rund zwei Milliarden Dollar. Kein Wunder, dass die Hersteller sich nur schwer mit dem Second-Hand-Markt anfreunden können – sehen sie in ihm doch in erster Linie entgangene eigene Umsätze. Und wenn es ums Geld geht, hört bekanntlich der Spaß auf: Daher werden potenzielle Kunden der Refurbishing- und Remarketing-Firmen immer wieder damit verunsichert, dass die Ware aus dem Zweitmarkt möglicherweise nicht legal dorthin gelangt sei.

Dabei wird den Gebrauchthändlern generell unterstellt, sie würden weder vor Produktfälschungen noch vor auf illegalen Umwegen importierten Produkten zurückschrecken. Dass es im Markt schwarze Schafe gibt, ist dabei unbestritten. Die UNEDA wehrt sich jedoch gegen generelle Vorwürfe: Gefälschte Ware gelange sogar immer wieder in die offiziellen Vertriebskanäle der Hersteller, wie sich Käufer dagegen schützen könnten würde aber kaum kommuniziert. Zweitvermarkter stellten dagegen aufgrund ihrer Erfahrung mit aktuellen und früheren Produktgenerationen und der gründlichen Überprüfung, der jedes Produkt unterzogen wird, eine ausgezeichnete Hürde für Produktfälschungen, gestohlene Ware und Betrugsversuche dar.

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ZDNet.de Redaktion

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