Mit DVB-H, UMTS oder GPRS wird das Handy zum Mini-TV

Viel diskutiert, aber bislang noch Zukunftstechnologie, ist die Übertragung von Bewegtbildern über DVB-H (Digital Video Broadcasting – Handheld). DVB-H ist eine Übertragungstechnik, die den gegenwärtig in Ballungszentren in der Einführung befindlichen Standard DVB-T ergänzt und speziell für den Empfang auf mobilen Endgeräten konzipiert ist.

Mit DVB-H wäre eine echte Rundfunkübertragung von Filmen auf das Handy möglich. Mobilterminals, die sowohl GPRS oder UMTS und DVB-H beherrschen, gibt es derzeit zwar noch nicht, aber Prototypen liegen bereits vor. So fand im vergangenen Jahr in Berlin ein Feldversuch der BMCO (Broadcast-Mobile-Convergence) für DVB-H mit Nokia-Geräten statt, die allerdings nicht in Serie gehen werden. Die Finnen arbeiten derzeit an einer neuen Version eines Multimediagerätes, das voraussichtlich 2006 auf den Markt kommt. Auch Siemens zeigte auf der CeBIT im März dieses Jahres einen Prototyp für DVB-H und Mobilfunk. Die Verfügbarkeit der Endgeräte ist aber nur eine Seite der Medaille. Auch die Sendeinfrastruktur muss aufgebaut werden. Da sieht es gegenwärtig noch etwas schlecht aus. Zwar nahmen auf den Berlinern Fernsehtürmen Alexanderplatz und Schäferberg zwei DVB-H-Sender bereits den Betrieb auf, eine kommerzielle Nutzung ist aber derzeit noch nicht in Sicht – und schon gar nicht flächendeckend im Bundesgebiet.


Prototyp von Siemens für DVB-H (Bild: Siemens)

Auch wenn die Netzbetreiber es bereits im Vorfeld dementieren, würde DVB-H im Bereich Mobile TV durchaus in Konkurrenz zu UMTS stehen. Eine Verschmelzung der beiden Technologien hat aber durchaus ihren Charme. So könnte man mit einem Kombigerät per UMTS die Auswahl des gewünschten Programms treffen, die Übertragung starten und die Abrechnung vornehmen. Auch ein Rückkanal stünde mit der Kombination DVB-H und UMTS zur Verfügung. Die Videodaten selbst gelangen jedoch per DVB-H ins Mobilterminal. „DVB-H ist UMTS überlegen, wenn es um Rundfunk mit vielen Empfängern geht“, erklärt Prof. Dr.-Ing. Frank Müller-Römer, der am BMCO-Projekt in Berlin beteiligt war, in dem Nokia, Philips, Universal Studios Network und Vodafone einen Feldversuch zu DVB-H in Berlin durchführten. Er bescheinigt aber Vorteile für UMTS, wenn es um Video on Demand geht.

Einen Wermutstropfen darf man bei DVB-H nicht verschweigen: Zu den Übertragungs- und Abogebühren für die Videos, Kinofilme oder TV-Sendungen käme bei DVB-H auf dem Handy aber noch eine weitere Kostenquelle hinzu. Denn die GEZ wird auf jeden Fall DVB-H-fähige Mobiltelefone ins Visier nehmen. Dass die Geräte gebührenpflichtig sein werden, daran lässt die Gebühreneinzugszentrale keinen Zweifel; das sei im Rundfunkstaatsvertrag bereits geregelt. Laut Auskunft der Gebühreneinzugszentrale entfällt aber bei privaten Mobiltelefonen die Gebührenpflicht, sofern der Besitzer des Telefons schon Rundfunkgeräte für seinen privaten Haushalt angemeldet hat.

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ZDNet.de Redaktion

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