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Gartner: Linux-PCs fördern Windows-Raubkopien

Am Mittwoch hat das renommierte Marktforschungsunternehmen Gartner eine aufsehen erregende Studie vorgestellt. Dem Papier zufolge können Neu-PCs mit vorinstalliertem Linux vor allem deswegen Marktanteile gewinnen, weil 40 Prozent die Rechner später mit einer Raubkopie von Windows versehen werden. Die Kunden senken damit den Anschaffungspreis für einen Windows-Rechner in Eigenregie.

Gerade in Zukunftsmärkten ist dieser Trend besonders stark. Hier sollen rund 80 Prozent der Linux-Rechner mit einer illegalen Windows-Kopie aufgewertet werden. In Shanghai ist beispielsweise eine Windows-Kopie für rund einen US-Dollar zu haben, auch andere Städte in Asien und Osteuropa gelten als Hochburgen des Raubkopien-Handels. Teils werden die Plagiate dort auch in Läden angeboten, die Marken-PCs führen.
Durch diese Praxis verschiebt sich das Verhältnis der Linux-PCs die verkauft werden und denen, die tatsächlich mit Linux laufen. Laut Gartner werden im Jahr 2004 nur fünf Prozent aller Desktop-PCs mit Linux verkauft, in Asien dagegen aber 10,5 Prozent. Die installierte Basis an Linux-Desktops gibt Gartner ingesamt aber nur mit 1,3 Prozent an.

Dieser Trend soll sich fortsetzen: Bis 2008 rechnet Gartner mit 7,5 Prozent Linux-Anteil bei Neurechnern, genutzt werden soll das freie Betriebssystem aber nur auf 2,6 Prozent aller Rechner. Das entspräche dann dem Marktanteil von Apples installierter Basis im selben Zeitraum.
Gartner erklärt die Diskrepanz zwischen dem Linux-Hype und seinen Zahlen mit Blick auf Unternehmen wie folgt: „Zwar hat Linux als Desktop-Betriebssystem eine Menge Aufmerksamkeit, aber es gibt nur sehr wenige grosse und homogene Linux-Installationen. Die Regierungen in mehreren europäischen Staaten haben Migrations-Pläne zu Linux angekündigt, aber die meisten dieser Projekte stecken noch in der Evaluation.“

Die Hauptantriebsfeder für die laut Gartner durch Linux geförderte Software-Piraterie ist die Preisersparnis. In den letzten Jahren wurde die Hardware rasant billiger, Windows aber nicht. Das verteuert insgesamt einen neuen PCs. So machte die Windows-Lizenz bei einem PC für den professionellen Einsatz 1996 noch fünf bis sechs Prozent des gesamten Anschaffungspreises aus, heute sind es zwölf bis fünfzehn Prozent.

Die wachsende Beliebtheit eines vorinstallierten Linux zwang Microsoft auch, für Thailand, Malaysia, Indonesien, Russland und Indien eine abgespeckte Billig-Version namens „Windows XP Starter Edition“ anzukündigen. Sie soll dort ab Oktober ausgeliefert werden. Gartners Studie meint dazu: „Wahrscheinlich hat Microsoft lieber ein vorinstalliertes Windows als Linux auf Neu-PCs, auch wenn die Piraterie trotzdem weiter geht Dies würde für Linux weniger Aufmerksamkeit bedeuten, da es derzeit immer häufiger vorinstalliert wird.“ Diese Aussagen von Gartner sind nicht wirklich neu. Die XP Starter Edition beschuldigte Gartner bei Vorstellung im August ebenfalls, durch den eingeschränkten Funktionsumfang Software-Piraterie anzuregen – diesmal allerdings durch ein Microsoft-Produkt.

ZDNet.de Redaktion

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