Der Oracle-Manager Dave Dargo ist Vice President des Linux Program Office und des Performance Engineering Teams innerhalb der Platform Technologies Division. Er gilt als führender Stratege für den Umbau des Konzerns hin zu einer auf Linux aufbauenden Firma. ZDNet sprach über die Fortschritte auf diesem Weg, die Vor- und Nachteile der Portierung für Unternehmen, die Verbindung zur Open Source Community und das Verhältnis zum langjährigen Alliierten Sun.
ZDNet: Mr. Dargo, vor einiger Zeit haben wir ein Gespräch mit Wim Coekaerts geführt, der gern als „Mr. Linux“ von Oracle tituliert wird. Wie sieht die Arbeitsteilung zwischen Ihnen und Herrn Coekaerts aus?
Dargo: Ich bin verantwortlich für die Gesamt-Strategie, die Geschäftsbeziehungen, die Ausrichtung unserer Entwickler und wie wir den Markt aufrollen wollen. Wim ist der Mann speziell für das Team, das an der Weiterentwicklung des Kernels sitzt.
ZDNet: Wie sehen Sie die Chancen für den Einzug von Open Source-Anwendungen in die IT von mittelständischen, aber auch großen Unternehmen?
Dargo: Ich glaube, dass Open Source für Unternehmen nicht nur im Bereich des Betriebssystems sondern auch in Bezug auf Desktop-Anwendungen immer bedeutender wird. Oracle war eins der ersten Unternehmen die das erkannt haben, aber auch SMBs (Small Medium Businesses) und SMEs (Small Medium Enterprises) ziehen nach. Linux gibt ihnen in Bezug auf das Betriebssystem eine Auswahlmöglichkeit und sie können die Vorteile eines Intel-Prozessors voll ausnutzen. Zusätzlich können sie auf ein riesiges Entwicklernetz zurückgreifen – wenn Sie also beispielsweise eine Datenbank unter Linux einrichten, können sie sich mit vielen Quellen innerhalb dieses Pools kurzschließen. Viele Open Source-Entwickler haben beispielsweise Erfahrungen mit Oracle-Datenbanken gemacht und geben dieses Wissen gerne weiter.
ZDNet: Auf welche Kostenreduktionen können die Unternehmen hoffen?
Dargo: Verglichen zu einem Unix/RISC-System kostet eine Linux/Intel-Kombination in einer analogen Umgebung ein Sechstel bis ein Zehntel weniger. Vergleicht man die operativen Kosten kann man von durchschnittlichen Kosteneinsparungen in Höhe von 30 bis 40 Prozent ausgehen. Einzelne Anwender können – abhängig vom jeweiligen Einsatzmodus – sogar 60 bis 70 Prozent Einsparungen vorweisen.
ZDNet: Und Verglichen zu Windows?
Dargo: Im Vergleich zu Windows kommt es ganz darauf an, welche Art von Standards ein Unternehmen ansetzt. Oracle beispielsweise hat eine Reihe von Kunden, die Ihre Datenbanken auf Windows laufen lassen, aber man kann nur schwer sagen, wie sich ein Umstieg auf die Kosten auswirken würde. Viel schwerer jedenfalls, als bei einem Umstieg von Unix/RISC-System auf Linux/Intel. Es kommt eben ganz darauf an, welche Systeme tatsächlich zum Einsatz kommen. Klar ist, dass es nach wie vor einen substantiellen Markt für Windows-Anwendungen gibt.
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