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Die Zukunft von Linux: Interview mit Linus Torvalds

CNET: Was die Zukunft betrifft, sollten die Hersteller von Hardware und Software darüber nachdenken, ihren Kunden Schadensersatz anzubieten, falls diese wegen der Nutzung von Open-Source-Code verklagt werden, in dem nachträglich geschütztes geistiges Eigentum gefunden wird?

Torvalds: Wenn die Kunden dafür zahlen, warum nicht? Das wäre nur eine Ausdehnung eines Support-Vertrags. Übrigens kann ich das Gerede um „geschütztes geistiges Eigentum“ echt nicht mehr hören. Wie oft muss ich noch wiederholen, dass es in dem SCO-Fall überhaupt nicht um geistiges Eigentum geht, und dass SCO einfach Unsinn erzählt hat, als sie ihre FUD-Kampagne über Fragen des geistigen Eigentums gestartet hat. (Hinweis der Redaktion: FUD steht für Fear, uncertainty and doubt – Angst, Unsicherheit und Zweifel.)

CNET: Stehen Sie, nun da Linux eine wichtige Rolle bei IBM, Oracle, Dell, HP, SAP und anderen spielt, stärker unter Druck, Liefertermine einzuhalten oder bestimmte Funktionen hinzuzufügen?

Torvalds: Ich persönlich habe mich in dieser Hinsicht noch nie unter Druck gesetzt gefühlt. Was nicht heißen soll, dass dieser Druck nicht da ist – vielleicht ist es auch so, das Linux einfach mitunter „den Wink mit dem Zaunpfahl nicht versteht“. ;-)

CNET: Wie viel Zeit verbrachten sie in den Jahren bei Transmeta mit Linux, und wie viel Zeit glauben Sie, bei OSDL für Linux zu haben?

Torvalds: Bei Transmeta kam es darauf an, welche Aufgaben gerade anlagen, doch in den letzten Monaten war ich fast ausschließlich mit Linux beschäftigt (außer wenn die neuen Transmeta-Chips zurückkamen, was immer spannend ist).

CNET: Wollen Sie nun von Santa Clara, Kalifornien, aus als Telearbeiter tätig sein, oder werden Sie in den Norden nach Beaverton, Oregon, ziehen, wo OSDL ansässig ist?

Torvalds: Telearbeit. Ich werde nur ab und zu vor Ort vorbeischauen.

CNET: Werden Sie bei OSDL andere Schwerpunkte verfolgen? Werden Sie zum Beispiel deren große Multiprozessor-Server einbeziehen? Ich nehme an, Sie werden da genauso eigenständig wie immer vorgehen.

Torvalds: Ja, der Begriff „eigenständig“ trifft es ganz gut. Das klingt nicht so negativ wie „stur“ oder „er führt Anweisungen nur widerwillig aus“. Das heißt natürlich nicht, dass ich die Vorteile der Riesenkästen von OSDL nicht nutzen werde, doch war ich immer eher für eine Vielfalt kleiner (doch leistungsstarker) Varianten.

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ZDNet.de Redaktion

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