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Die Zukunft von Linux: Interview mit Linus Torvalds

CNET: Glauben Sie, dass Linux unter dem Unstand leidet, dass es mehr Spaß macht, mit neuen Ideen und neuen Modulen zu experimentieren als vergleichsweise banale Tätigkeiten wie die Aktualisierung eines Treibers für irgendein veraltetes Band-Backup-System oder die Überprüfung älteren Codes auf Sicherheitslücken auszuführen? Sind sie der Ansicht, dass Linux stärker oder weniger stark als herkömmliche Entwicklungsprozesse unter diesem Phänomen leidet?

Torvalds: Ich glaube nicht, dass Linux hierunter „leidet“. Ich denke eher, dass hiervon die eigentlichen Impulse für die meisten Neuerungen ausgehen.

Natürlich müssen auch banale Aufgaben erledigt werden, aber es gibt durchaus Leute, die das übernehmen. Zugegeben, mitunter tun sie das nur, weil sie dafür bezahlt werden, doch meistens (glaube ich zumindest) geht es darum, dass die Beteiligten einfach stolz auf ihre Ergebnisse sind, wobei solche Feinarbeiten einfach zu einem guten Produkt gehören.

Manche Treiber u.ä. sind irgendwann aus dem Rennen, weil sich einfach niemand mehr um sie kümmert. Sie sind dann so veraltet, dass sie nicht mehr benutzt werden (wie dies bei einigem alten ISA-Schrott häufig vorkam – ich glaube, dessen Entwickler erinnern sich nicht einmal mehr, wie viele seltsame CD-ROM-Controller-Cards es da gab). Außerdem neigen die Personen, die ihre Hardware nicht aktualisieren, auch dazu, ihre Kernel nicht zu pflegen. Das kommt beispielsweise bei Embedded-Anwendungen vor: Wenn sie einmal funktionieren, fasst man sie buchstäblich nicht mehr an.

CNET: Was ist die spannendste Neuerung in 2.5? (Der von Torvalds geleitete 2.5-Kernel ist die Entwicklungsversion, die durch die 2.6-„Produktionsversion“ für den Einsatz in der Praxis ersetzt werden soll.)

Torvalds: Das hängt natürlich vom Standpunkt des Betrachters ab. Ich bezweifle, dass meine „spannenden Neuerungen“ für die meisten Leute besonders interessant sind. Für mich war der wichtigste Teil der 2.5.x-Entwicklung die neue Block-IO (Input-Output)-Layer-Infrastruktur, und das POSIX-Threading (letzteres wurde auch auf 2.4.x rückportiert). Beide stellen bis zu einem gewissen Grad interne Cleanups zur Vereinfachung von Prozessen statt enorme eigenständige Funktionen dar, die für den Anwender sichtbar sind.

Es gibt jedoch auch noch viele andere Features. So ist der virtuelle Speicher ausgereifter, und die Skalierung funktioniert viel besser. Dazu kommt ein besseres Interaktions-Verhalten (was vorwiegend auf die Arbeiten am virtuellen Speicher zurückzuführen ist, wobei allerdings u.a. auch der Scheduler überarbeitet wurde).

CNET: Haben Sie bereits eine Vorstellung bezüglich der Neuerungen in 2.7?

Torvalds: Fragen Sie mich das nach dem Kernel Summit. Dort wird dies eines der Hauptthemen sein.

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ZDNet.de Redaktion

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