Categories: RechtRegulierung

Britischer High Court erlaubt Auslieferung von Julia Assange an die USA

Ein britischer High Court hat die Auslieferung des WikiLeaks-Gründers Julian Assange an die USA genehmigt. Diese Entscheidung folgt auf ein früheres Urteil vom Januar 2021, in dem der Antrag der USA abgelehnt wurde, weil das Gericht der Ansicht war, dass eine Auslieferung ein zu großes Risiko für das Wohlergehen von Assange darstelle. Der Richter untersagte die Auslieferung aufgrund „einer wiederkehrenden depressiven Störung, die im Dezember 2019 schwerwiegend war und manchmal von psychotischen Zügen (Halluzinationen) begleitet wurde, oft mit Suizidgedanken.“

Assange wird seit Anfang der 2010er Jahre von den US-Behörden wegen seiner Rolle bei der Beschaffung und Verbreitung militärischer und diplomatischer Dokumente über die WikiLeaks-Website gesucht. Nach einem langen Aufenthalt in der ecuadorianischen Botschaft in London wurde er schließlich 2019 verhaftet, nachdem sein Asyl widerrufen worden war. Gegen ihn wurde in 18 Punkten Anklage erhoben, unter anderem wegen Spionage. Die kollektive Höchststrafe für alle Anklagepunkte beläuft sich auf 175 Jahre, aber die US-Regierung hat angedeutet, dass die tatsächliche Haftstrafe viel, viel kürzer ausfallen würde.

Das neue Urteil berücksichtigt die Bedenken über Assanges psychische Gesundheit, bezieht aber auch eine Reihe von „Zusicherungen“ der US-Behörden mit ein. Dazu gehören: das Versprechen, dass Assange niemals unter „besonderen administrativen Maßnahmen“ festgehalten wird; die Zusage, ihn niemals in einem Hochsicherheitsgefängnis unterzubringen; die Garantie, dass er seine letzte Strafe in seinem Heimatland Australien verbüßen darf, wenn er dies wünscht; und die Zusage, ihm eine „angemessene klinische und psychologische Behandlung zukommen zu lassen, wie sie von einem qualifizierten behandelnden Arzt in dem Gefängnis, in dem er festgehalten wird, empfohlen wird.“

Assanges Anwälte haben nur 14 Tage Zeit, eine Beschwerde gegen das Urteil einzureichen. Während des Berufungsverfahrens kann Assange nicht an die USA überstellt werden.

Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

Recent Posts

Google schließt kritische Sicherheitslücke in Android 14

Weitere schwerwiegende Fehler stecken in Android 12 und 13. Insgesamt bringt der Mai-Patchday 29 Fixes.

10 Stunden ago

IT Sicherheit: digitale Angriffe sicher abwehren

IT-Sicherheit - Erkennen und Abwehren von digitalen Angriffen

14 Stunden ago

Bestverkaufte Smartphones: Apple und Samsung dominieren

Das iPhone 15 Pro Max ist das meistverkaufte Smartphone im ersten Quartal. Das Galaxy S24…

18 Stunden ago

Google: Passkeys schützen mehr als 400 Millionen Google-Konten

Die Passwort-Alternative Passkeys überholt Einmalpasswörter bei der Zwei-Faktor-Authentifizierung. Auch Microsoft setzt sich aktiv für die…

1 Tag ago

Infostealer: 53 Prozent der Angriffe treffen Unternehmensrechner

Der Anteil steigt seit 2020 um 34 Prozentpunkte. Allein 2023 erfasst Kaspersky rund 10 Millionen…

1 Tag ago

Salesforce: Mit Einstein GPT zurück auf die Überholspur?

Salesforce forciert den Ausbau seiner Industry Clouds. Mit ihrem Prozesswissen könnten deutsche IT-Dienstleister davon profitieren.

2 Tagen ago