Kolumbianischer Hacker schildert Wahlmanipulationen

Ein kolumbianischer Hacker hat Bloomberg gegenüber Wahlmanipulationen eingeräumt. Andrés Sepúlveda hat nach eigenen Angaben ab 2005 etwa acht Jahre damit zugebracht, konservativen Politikern in Lateinamerika zu Erfolgen zu verhelfen. Er griff die IT politischer Widersacher seiner Auftraggeber mit Malware an und hörte sie ab, lenkte aber auch durch falsche Social-Media-Konten und Twitter-Bots die öffentliche Stimmung.

Andrés Sepúlveda auf dem Cover von BusinessWeek (Bild: Bloomberg)Als seinen größten Erfolg bezeichnet Sepúlveda den erneuten Wahlsieg des unpopulären mexikanischen Präsidenten Enrique Peña Nieto im Jahr 2012. Dafür hatte er ein Budget von 600.000 Dollar zur Verfügung. Unter anderem täuschte er Sprachnachrichten eines Gegenkandidaten vor, die an Zehntausende Wähler eines knapp umkämpften Wahlbezirks gingen – und zwar um drei Uhr nachts, was zahlreiche Empfänger verärgerte, die ihr Mobiltelefon nicht auf stumm geschaltet hatten.

Vor allem aber setzte Sépulveda auf „Cognitive Hacking“ – Versuche, die Wahrnehmung der Realität von Anwendern zu manipulieren. Dazu diente etwa eine Armee aus 30.000 Twitter-Bots, die „die Diskussion formen“ und Anwendern Meinungen liefern sollten, die sie dann nachsprechen konnten. Das verstößt zwar gegen Twitters Richtlinien, ist aber schwer nachzuweisen und nicht einmal illegal. Sépulveda: „Als mir klar wurde, dass die Menschen dem Internet mehr als der Wirklichkeit glauben, merkte ich, dass ich die Möglichkeit hatte, sie so gut wie alles glauben zu lassen.“

Der Hacker war nach eigenen Angaben in Costa Rica, El Salvador, Guatemala, Honduras, Kolumbien, Mexiko, Nicaragua, Panama und Venezuela im Einsatz. Er begann mit kleinen Aufträgen, etwa gegnerische Kampagnenwebsites zu entstellen. Später bot er mit einem Team fortgeschrittene Wahlkampfunterstützung zum Preis von 12.000 Dollar im Monat. Sollten auch politische Gegner angegriffen und abgehört werden, kostete das 20.000 Dollar im Monat.

ANZEIGE

Upgrade statt Neukauf: SSD steigert die Produktivität

Im Vergleich zu Festplatten glänzen SSDs mit einer höheren Leistung, geringerem Energieverbrauch und weniger Hitzeentwicklung. Die längere Lebensdauer unterstreicht Samsung zudem mit einer 10-jährigen Garantie für seine 850PRO-Serie.

Bloomberg verifizierte einige von Sépulvedas Aussagen. Bei vielen Details ist das natürlich unmöglich. Manche seiner Behauptungen sind umstritten; so sagte Microsoft-Forscher Andrés Monroy-Hernández schon 2014 zu Forbes, er glaube nicht, dass Twitter-Bots 2012 großen Einfluss auf die mexikanischen Wähler gehabt hätten.

Sépulveda verbüßt derzeit in Kolumbien eine zehnjährige Gefängnisstrafe. Ihm werden der Einsatz bösartiger Software, unberechtigter Zugriff auf persönliche Daten und Spionage zur Last gelegt. Dies bezieht sich auf Manipulationsversuche anlässlich der Wahlen in Kolumbien 2014. Mit dem Schuldeingeständnis auch im öffentlichen Interview will er sich laut Bloomberg geläutert zeigen und eine Haftverkürzung erwirken.

Tipp: Sind Sie ein Facebook-Experte? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de.

Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

Recent Posts

Gefahren im Foxit PDF-Reader

Check Point warnt vor offener Schwachstelle, die derzeit von Hackern für Phishing ausgenutzt wird.

2 Tagen ago

Bitdefender entdeckt Sicherheitslücken in Überwachungskameras

Video-Babyphones sind ebenfalls betroffen. Cyberkriminelle nehmen vermehrt IoT-Hardware ins Visier.

2 Tagen ago

Top-Malware in Deutschland: CloudEye zurück an der Spitze

Der Downloader hat hierzulande im April einen Anteil von 18,58 Prozent. Im Bereich Ransomware ist…

2 Tagen ago

Podcast: „Die Zero Trust-Architektur ist gekommen, um zu bleiben“

Unternehmen greifen von überall aus auf die Cloud und Applikationen zu. Dementsprechend reicht das Burg-Prinzip…

3 Tagen ago

Google schließt weitere Zero-Day-Lücke in Chrome

Hacker nutzen eine jetzt gepatchte Schwachstelle im Google-Browser bereits aktiv aus. Die neue Chrome-Version stopft…

3 Tagen ago

Hacker greifen Zero-Day-Lücke in Windows mit Banking-Trojaner QakBot an

Microsoft bietet seit Anfang der Woche einen Patch für die Lücke. Kaspersky-Forscher gehen davon aus,…

3 Tagen ago