iPhone-Entschlüsselung: Snowden hält FBI-Aussagen für „Bullshit“

Der ehemalige NSA-Mitarbeiter und Whistleblower Edward Snowden hat sich zum Streit zwischen FBI und Apple über das gesperrte iPhone 5C eines mutmaßlichen Terroristen geäußert. Per Video aus Moskau zugeschaltet sagte er laut einem Bericht des Guardian auf der Konferenz Common Cause Blueprint for a Great Democracy: „Das FBI sagt, dass nur Apple die technischen Möglichkeiten besitzt, das Telefon zu entsperren. Mit allem Respekt, das ist Bullshit.“

Edward Snowden (Bild: Deutsche Messe)

Per Twitter nannte Snowden zudem einen Beitrag der American Civil Liberties Union (ACLU) als Beispiel dafür, warum sich große Teile der Technikbranche weltweit hinter Apple stellten. Darin unterstellt die Non-Profit-Organisation – wie andere auch – dass das FBI das fragliche iPhone auch ohne Apples Hilfe knacken könnte. Das soll vor allem für das Umgehen der Sicherheitsfunktion gelten, die nach mehr als zehn Fehleingaben des Passworts alle Inhalte eines iPhones löscht.

„Wenn iOS entscheidet, alle Nutzerdaten zu löschen, dann werden nicht alle Daten aus dem Speicher entfernt; das würde nämlich mehrere Minuten dauern“, schreibt die ACLU in ihrem Blog. Stattdessen werde der für die Entschlüsselung benötigte File System Key gelöscht, den iOS im sogenannte Effaceable Storage ablege, einem Teil des Flash-Speichers, der besonders leicht zu löschen sei. Den Flash-Speicher könne man aber entfernen, mit einem Flash-Lesegerät verbinden und so alle seine Daten kopieren. Laut ACLU verfügen zahlreiche auf die Wiederherstellung von Daten spezialisierte Unternehmen über die dafür benötigten Techniken.

Neben Snowden bezog auch Apple-Manager Eddy Cue, Vice President of Internet Software and Service, öffentlich Stellung zum Vorgehen des FBI. Er warnte vor allem vor der Einschränkung von Bürgerrechten. „Eines Tages wollen sie vielleicht, dass wir die Kamera oder das Mikrofon Ihres Telefons öffnen. Das sind Dinge, zu denen wir derzeit nicht in der Lage sind. Ich glaube, es ist sehr schlecht, wenn sie uns dazu zwingen können“, sagte Cue im Gespräch mit Univision. „Eines Tages wird jemand das Mikrofon eines Telefons einschalten können. Das sollte in diesem Land nicht passieren.“

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Alleine in New York City gebe es mehr als 200 Fälle, in denen Ermittler auf Inhalte von Telefonen zugreifen wollten. „Das werden nicht alles Fälle von Terrorismus sein, sondern alle möglichen Arten von Fällen.“

Cue befürchtet zudem, sollte sich das FBI vor Gericht durchsetzen, dass auch andere Länder ähnliche Forderungen an Apple herantragen werden. „Wenn das hier passiert, dann werden andere Länder sagen ‚Das will ich auch‘. Und wo hört das dann auf?“

Darüber hinaus betonte der Apple-Manager, dass beim Thema Sicherheit keine Kompromisse möglich seien. „Wenn das passiert, dann gibt es keine Sicherheit mehr. Entweder hat man Sicherheit oder man hat keine Sicherheit.“ Apple versuche ständig, seine Produkte sicherer zu machen. „Es ist wichtig, den Terroristen und Kriminellen immer ein Stück voraus zu sein.“

[mit Material von Chris Duckett, ZDNet.com]

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Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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