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Jolla entschädigt leer ausgegangene Tablet-Unterstützer teilweise erst 2017

Der finnische Hersteller Jolla hat Einzelheiten zum Erstattungsprozess für leer ausgegangene Unterstützer seines Sailfish-OS-Tablets genannt. Wie CEO und Mitgründer Antti Saarnio in einem Blogbeitrag ausführt, sollen sie ihre kompletten Beiträge zurück erhalten, inklusive Versand- und Zubehörkosten. Aufgrund der finanziell angespannten Lage des Unternehmens erfolge die Erstattung jedoch in zwei Schritten: Die eine Hälfte werde im ersten Quartal 2016 ausgezahlt, die andere erst innerhalb eines Jahres – sofern es die finanzielle Situation erlaube.

Nicht jeder, der eins bezahlt hat, erhält ein Jolla Tablet (Bild: Jolla).Einige Unterstützer können also erst Anfang 2017 mit ihrem Geld rechnen. Die erste Erstattungsrunde werde nach der Einrichtung der benötigten Prozesse voraussichtlich im Lauf des Februars starten, so Saarnio weiter. Betroffene Unterstützer werden eine E-Mail mit einer Anleitung erhalten, was sie tun müssen, um ihr Geld zurückzubekommen. „Bitte wartet diese ab, bevor Ihr unser Service- und Support-Team kontaktiert“, bittet Saarnio.

Schon seit Anfang des Jahres steht fest, dass längst nicht alle Backer von Jollas Crowdfunding-Kampagne tatsächlich ein Tablet erhalten werden. Damals kündigte der Hersteller an, dass er eine weitere „kleine Charge“ habe fertigen lassen. Jetzt nennt Saarnio erstmals konkrete Zahlen: „Wir werden 540 Einheiten schnellstmöglich ausliefern, beginnend im Februar.“ Zugleich räumt der CEO ein: „Uns ist bewusst, dass dies nur ein sehr kleiner Teil ist und nicht dabei hilft, die allgemeine Situation zu verbessern.“

Die erste Charge seiner Sailfish-OS-Tablets hatte Jolla im Oktober an die ersten Unterstützer ausgeliefert. Sie umfasste lediglich 121 Stück, wie Saarnio jetzt erklärte. Das sind deutlich weniger als allgemein vermutet. Insgesamt stellt Jolla damit keine 700 Tablets bereit, was nur einem Bruchteil der angeblich 12.000 eingegangenen Bestellungen entspricht.

Das 2014 angekündigte Jolla-Tablet wurde im Rahmen von zwei Kampagnen auf der Schwarmfinanzierungsplattform Indiegogo mit mehreren Millionen Euro gefördert – einem Vielfachen des Mindestbetrags. Erste Geräte sollten ursprünglich im Mai 2015 an die Unterstützer gehen. Aufgrund von Problemen mit einzelnen Komponenten wie dem Display und Verzögerungen bei Auftragsfertigern durch den mehrmaligen Wechsel der Produktionstätte konnte Jolla diesen Termin jedoch nicht einhalten, wie Saarnio erklärt.

Die Schwierigkeiten waren offenbar auch der Auslöser für die Absage eines wichtigen Investors, nach der Jollas für Dezember geplante Serie-C-Finanzierungsrunde zu scheitern drohte. Ein Großteil der Belegschaft musste daraufhin zunächst entlassen und Gläubigerschutz beantragt werden. Laut Saarnio fehlten dem Unternehmen bereits fest eingeplante 10 Millionen Euro. Letztlich konnte es die Serie-C-Runde doch noch abschließen und seine Finanzierung vorerst sichern. Allerdings nannte es weder eine Summe noch die Investoren.

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Durch die Verzögerungen bei der Finanzierung konnte Jolla laut Saarnio jedoch nicht mehr rechtzeitig alle Tablets produzieren lassen. Die Zulieferer hätten nicht länger die benötigten Komponenten und stünden nicht mehr zur Verfügung. „Unglücklicherweise können wir daran nichts mehr ändern“, so der Jolla-CEO.

Sein Blogbeitrag umfasst ebenfalls eine Fragen- und Antwortenliste, in der Jolla auch Fehler in der Kommunikation einräumt und auf Kritik eingeht. Zu der Frage, warum ein Großteil des per Schwarmfinanzierung eingenommenen Geldes in die Entwicklung der Software und nicht der Hardware geflossen sei, heißt es dort, dass Sailfisch OS 1.0 nicht auf dem Tablet lauffähig gewesen sei. „Das Jolla Tablet ist ohne Sailfish OS 2.0 kein Jolla Tablet, daher ist es logisch, dass sich ein großer Teil des Projekts darauf konzentriert hat.“

Kritische Kommentatoren merken in dem Zusammenhang jedoch an, dass die Unterstützer des Tablets letztlich nur die Entwicklung des OS finanziert hätten, das Jolla nun verkaufen könne. Andere wiederum kündigen sogar an, auf ihre Erstattung verzichten zu wollen und das Geld Jolla zu spenden.

Angeblich soll künftig die Last der Entwicklung von Sailfish OS einerseits und der Entwicklung sowie Vermarktung der damit ausgestatteten Geräte andererseits nicht mehr alleine auf den Schultern von Jolla liegen. Laut Unternehmen sind Gespräche mit mehreren möglichen Lizenznehmern – insbesondere in Russland und Indien – bereits weit fortgeschritten. Vor allem in Russland komme man konkreten Projekten inzwischen recht nahe, zu denen man aber erst „ein bisschen später“ etwas sagen könne, hieß es im Dezember.

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ZDNet.de Redaktion

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