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Bericht: Apple beugt sich Forderung des Kreml zur Datenspeicherung in Russland

Apple speichert iCloud-Daten russischer Nutzer künftig offenbar direkt in Russland. Damit kommt es einer Forderung der russischen Regierung nach, wie die überregionale Tageszeitung Kommersant meldet. Demnach nutzt Apple ein in Moskau von IXcellerate betriebenes Rechenzentrum, um einem neuen Gesetz hinsichtlich der Aufbewahrung personenbezogener Daten zu entsprechen.

Das Gesetz, das im Januar angekündigt wurde und zum 1. September in Kraft trat, trifft vor allem Anbieter von Cloud- und anderen Online-Diensten. Es schreibt vor, dass Unternehmen, die Daten von russischen Bürgern verarbeiten, dies in Infrastrukturen auf russischem Boden tun müssen. Apple hat den Bericht bisher nicht kommentiert.

Die neuen Datenschutzgesetze in Russland waren angeblich auch der Grund für Googles Entscheidung vom vergangenen Dezember, sein Entwicklungsbüro in Moskau zu schließen, in dem es rund 50 Techniker beschäftigte. Mit der Gesetzesänderung reagierte der Kreml auf das Bekanntwerden der NSA-Überwachung. Russland soll zeitweise sogar über einen Verkaufsstopp für das iPhone nachgedacht haben, solange die iCloud-Nutzerdaten in den USA gespeichert werden.

iCloud ist ein integraler Bestandteil von Apples Produkten. Es dient als Backup-Service für auf iPhone oder iPad gespeicherte Dateien sowie für die gesamte iMessage-Kommunikation. Außerdem stellt es Funktionen wie den Ortungsdienst „Mein iPhone suchen“ bereit. „Hypothetisch hätte eine Sperre von Apples Diensten in Russland zu großer Unzufriedenheit und gesellschaftlichen Spannungen unter russischsprachigen Nutzern geführt“, sagte Sergei Plugotarenko, Direktor von Russlands Association of Electronic Communications (RAEC), gegenüber Kommersant.

Laut einer Umfrage der Marktforscher von Gartner vom August erwägen 19 Prozent der Unternehmen mit russischen Nutzern, sich aufgrund der neuen gesetzlichen Anforderungen aus Russland zurückzuziehen. Ein Drittel gab an, einen lokalen IT-Anbieter mit der Datenspeicherung und -verarbeitung zu beauftragen, um den Gesetzesänderungen zu entsprechen.

Wie Plugotarenko schon Anfang September anmerkte, haben Unternehmen, die persönliche Daten von russischen Bürgern verarbeiten, eigentlich keine Wahl: Entweder sie kommen den Forderungen des Kreml nach oder sie werden als Gesetzesbrecher registriert und ihre Websites blockiert.

Russland ist für seine strenge Internetzensur bekannt. Zudem sind unter anderem Betreiber kostenloser WLAN-Netze verpflichtet, Nutzer zu einer Vorabidentifikation zu zwingen, und auch Blogger müssen sich mit Klarnamen registrieren. Ähnliche Maßnahmen kennt man sonst nur aus China.

[mit Material von Liam Tung, ZDNet.com]

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ZDNet.de Redaktion

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