Russland und China haben angeblich Zugriff auf Snowden-Dokumente

Russland und China ist es angeblich gelungen, vom Whistleblower Edward Snowden entwendete Dokumente zu entschlüsseln. Sie sollen auch als geheim eingestufte Informationen über die Arbeit britischer Agenten enthalten, die deren Identifizierung ermöglichen könnten, berichtet die Sunday Times. Ein nicht näher genannter Regierungsvertreter sagte der BBC zudem, die betroffenen Agenten seien inzwischen abgezogen worden.

Die Snowden-Dokumente enthielten zwar keine Liste mit Geheimdienstagenten, die Details über die Arbeitsmethoden westlicher Geheimdienste seien aber möglicherweise ausreichend, um britische und auch amerikanische Agenten zu enttarnen, so die BBC weiter. David Omand, ehemaliger Direktor des britischen Geheimdiensts GCHQ, sagte der Sunday Times, der Verlust dieser Daten an Russland und China sei „ein großer strategischer Rückschlag“, der Großbritannien, den USA und ihren NATO-Verbündeten „schade“.

Dieser Einschätzung schloss sich auch Anthony Glees, Professor am Centre for Security and Intelligence Studies der University of Buckingham an. „Mithilfe der Snowden-Dokumente ist es möglich, diese mutigen Männer in Ländern zu identifizieren, in denen man wegen der Spionage für Großbritannien getötet wird“, sagte er der BBC.

In Großbritannien wird indes spekuliert, ob der Bericht der Sunday Times möglicherweise Teil einer Kampagne gegen Vorschläge für eine Geheimdienstreform ist. Sie sieht unter anderem vor, dass künftig ein Gericht und nicht mehr die Regierung über Abhörmaßnahmen entscheiden soll – ein Konzept, das offenbar bei der Regierung David Cameron auf wenig Gegenliebe stößt.

David Davis, Mitglied der reegierenden Conservative Party und Befürworter eines starken Datenschutzes, sagte dem Guardian, er stehe dem Bericht der Sunday Times skeptisch gegenüber. „Uns wurden keine Fakten gegeben, nur Annahmen.“

Die britische Regierung will hingegen der Polizei und den Behörden mehr Befugnisse für die Überwachung von Online-Kommunikation einräumen. Sie argumentiert, dies sei für die Bekämpfung des Terrorismus notwendig.

Der Snowden-Vertraute und Journalist Glenn Grennwald stuft den Bericht der Sunday Times als Beispiel für schlechten Journalismus ein. Der Artikel enthalte zahlreiche Unwahrheiten.

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Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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