Intel kauft Schweizer Computerbrillen-Start-up

Intel hat Composyt Light Labs aus der Schweiz für eine unbekannte Summe übernommen. Das Start-up war aus einem Projekt der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) hervorgegangen, das sich mit der Projektion von holografischen Bildern auf einer Brillenlinse mittels Laser beschäftigte.

Die Technik soll sich – anders als Google Glass, dessen Status nach dem Ende der Developer Edition unklar ist – mit jeder Brille nutzen lassen. Composyt verwendet dazu einen winzigen Laserprojektor von Lemoptix, das ebenfalls aus der EPFL ausgegründet wurde. In Verbindung mit einer normalen Brille kann die Einblendung etwa 40 Prozent des Sichtfelds einnehmen. Dies und die hohe Transparenz macht das System laut dem Start-up besonders interessant für den Einsatz in Firmen.

Ähnlich wie bei Glass wäre es möglich, E-Mails oder Reiseinformationen einzublenden, ohne dass der Nutzer den Blick auf die ihn umgebende Welt einbüßt. Zudem schlagen die Schweizer einen Einsatz in der Medizin vor: Älteren Anwendern mit Sehschwäche könnten mittels der Technik sozusagen Ausschnittsvergrößerungen der Wirklichkeit geliefert werden. Dazu kommt zusätzlich eine kleine Kamera zum Einsatz.

Die Entwicklung gilt allerdings noch keineswegs als abgeschlossen. Composyt will unter anderem noch die Auflösung erhöhen und den Stromverbrauch senken. Außerdem strebt es Unterstützung von mehr Farben an.

Das erst 2014 von David Ziegler, Eric Tremblay, Christophe Moser und Mickael Guillaumée gegründete Unternehmen sitzt in Lausanne. Es hat im Rahmen des universitären Förderprogramms Venture Kick eine Anschubfinanzierung erhalten, das über mehrere Runden bis zu 130.000 Franken (nach dem jüngsten Kursanstieg mit einem Gegenwert von 130.000 Euro) ausschüttet.

Die von Intel jetzt erst kommunizierte Übernahme wurde noch in den letzten Tagen des Jahrs 2014 abgewickelt. Intel hat parallel 24,8 Millionen Dollar in den Smart-Glasses-Spezialisten Vuzix investiert.

Intel versucht unter CEO Brian Krzanich, mit seinen ebenso kleinen wie leistungsfähigen Quark-Chips von Anfang an im Bereich Wearable Tech vorne dabei sein, um nicht wie bei Smartphones einen sich entwickelnden Markt zu verpassen. IDC prognostiziert, dass im Jahr 2018 etwa 111,9 Millionen Wearables weltweit verkauft werden.

[mit Material von Liam Tung, ZDNet.com]

Tipp: Wie gut kennen Sie sich mit der europäischen Technologie-Geschichte aus? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de.

Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

Recent Posts

AMD steigert Umsatz und Gewinn im ersten Quartal

Server-CPUs und Server-GPUs legen deutlich zu. Das Gaming-Segment schwächelt indes.

5 Stunden ago

Google stopft schwerwiegende Sicherheitslöcher in Chrome 124

Zwei Use-after-free-Bugs stecken in Picture In Picture und der WebGPU-Implementierung Dawn. Betroffen sind Chrome für…

2 Tagen ago

Studie: 91 Prozent der Ransomware-Opfer zahlen Lösegeld

Die durchschnittliche Lösegeldzahlung liegt bei 2,5 Millionen Dollar. Acht Prozent der Befragten zählten 2023 mehr…

2 Tagen ago

DMA: EU stuft auch Apples iPadOS als Gatekeeper ein

Eine neue Analyse der EU-Kommission sieht vor allem eine hohe Verbreitung von iPadOS bei Business-Nutzern.…

2 Tagen ago

Chips bescheren Samsung deutlichen Gewinnzuwachs

Das operative Ergebnis wächst um fast 6 Billionen Won auf 6,64 Billionen Won. Die Gewinne…

2 Tagen ago

Chrome: Google verschiebt das Aus für Drittanbietercookies

Ab Werk blockiert Chrome Cookies von Dritten nun frühestens ab Anfang 2025. Unter anderem gibt…

3 Tagen ago