Google: MPAA will heimlich Anti-Piraterie-Gesetz SOPA wiederbeleben

Google hat in einem Blogeintrag der Motion Picture Association of America (MPAA) vorgeworfen, heimlich die Wiederbelebung des Anti-Piraterie-Gesetzes SOPA zu betreiben. Der Branchenverband der Hollywoodstudios soll in dem Zusammenhang Jim Hood, Generalstaatsanwalt des Bundesstaats Mississippi, geholfen haben, „rechtliche Argumente für Ermittlungen“ gegen Google zu konstruieren.

„Vor fast drei Jahren haben Millionen von Amerikanern geholfen, einen von der MPAA unterstützten Gesetzentwurf – genannt Stop Online Piracy Act (SOPA) – aufzuhalten“, schreibt Kent Walker, Senior Vice President und Chefjustiziar bei Google. Nun versuche die Lobbygruppe mit einer geheimen Kampagne die Ziele des Gesetzes mit anderen Mitteln durchzusetzen.

Walker beruft sich dabei auf E-Mails von Sony-Managern, die bei dem Hackerangriff auf Sony Pictures entwendet wurden und The Verge vorliegen. Zudem basiere ein Brief von Generalstaatsanwalt Jim Hood, in dem Google verschiedene Vergehen vorgeworfen werden, auf einem Entwurf der langjährigen Anwaltskanzlei der MPAA.

Hood räumte zwar eine Zusammenarbeit mit der MPAA ein, wies aber Googles Vorwürfe zurück. Er arbeite mit vielen Internetfirmen zusammen. Dabei gehe es um zahlreiche Themen, vom Handel mit Produktfälschungen bis hin zu Kinderpornografie. „Wir sagen nur, wenn eine Website 90 Prozent illegales Material hat, sollte sie nicht in Suchresultaten auftauchen“, erklärte Hood. „Wir arbeiten seit Jahren an diesen Problemen und Google weiß das sehr genau.“

Die MPAA bezeichnete Googles Anschuldigungen sogar als „schändlich“. „Googles heutiger Blogbeitrag ist ein offener Versuch, von seinem Verhalten und von einer legalen und wichtigen Untersuchung der Staatsanwälte zur Rolle der Google-Suche bei der Ermöglichung und Durchführung illegaler Aktivitäten abzulenken – inklusive Drogenhandel, Menschenhandel und auch Diebstahl geistigen Eigentums“, sagte ein Sprecher der MPAA. „Wir suchen die Unterstützung aller staatlichen Behörden, um die Rechte von Kreativen zu schützen.“

2012 hatten zwei Gesetzentwürfe in den USA zu weltweiten Protesten geführt. Der Stop Online Piracy Act und der Protect Intellectual Property Act (PIPA) hatten beide zum Ziel, die Schließung illegaler Websites zu vereinfachen, die kopiergeschützte Inhalte verbreiten. Kritiker befürchteten, beide Gesetze könnten sich negativ auf legale Websites auswirken.

Sony hat sich bisher weder zu Googles Blogbeitrag noch zu dem Bericht von The Verge geäußert. Die von den Hackern erbeuteten und veröffentlichten Daten aus dem Netzwerk von Sony Pictures haben nicht nur Google verärgert. Sie enthalten unter anderem auch vertrauliche Informationen über die Geschäfte von Snapchat. Diese stammen aus E-Mails von Micheal Lynton, CEO von Sony Pictures, der auch dem Board of Directors von Snapchat angehört.

TechCrunch berichtet, dass sich Sony Pictures von dem Ende November gemeldeten Hackerangriff immer noch nicht vollständig erholt habe. E-Mail-Kommunikation sei weiterhin nur über ein Notfallsystem möglich, das keine Dateianhänge erlaube. Einige Mitarbeiter hätten nach wie vor keinen Zugriff auf ihre Computer und arbeiteten in erster Linie mit ihren iPhones und iPads. Einige der betroffenen Computer seien seit zehn Jahren nicht mehr aktualisiert worden.

[mit Material von Seth Rosenblatt, News.com]

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Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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