EU genehmigt WhatsApp-Übernahme durch Facebook

Die Europäische Kommission hat die Übernahme der Messaging-App WhatsApp durch Facebook abgesegnet. Die Prüfung des 19-Milliarden-Dollar-Geschäfts hat nach Angaben der Kommission ergeben, dass Facebook Messenger und WhatsApp „keine engen Wettbewerber“ sind. Zudem hätten Verbraucher auch nach dem Zusammenschluss noch eine große Auswahl an alternativen Kommunikationsanwendungen.

„Kommunikations-Apps setzen europäische Bürger in Verbindung und werden immer beliebter“, sagte der für Wettbewerbspolitik zuständige Kommissionsvizepräsident Joaquin Almunia. „Facebook Messenger und WhatsApp sind zwar zwei der beliebtesten Apps, aber die meisten Menschen nutzen ohnehin mehr als eine App. Wir haben die geplante Übernahme sorgfältig geprüft und sind zu dem Schluss gekommen, dass sie den Wettbewerb auf diesem dynamischen, expandierenden Markt nicht beeinträchtigen wird. Die Endkunden werden auch weiterhin unter zahlreichen Kommunikationsanwendungen wählen können.“

Die Prüfung habe sich auf Apps für Smartphones konzentriert, da WhatsApp für andere Geräte nicht zur Verfügung stehe, so die Kommission weiter. Facebook Messenger sei durch die Integration in das Soziale Netzwerk „für den Nutzer mit einer besonderen Erfahrungsumgebung verbunden“. Bei WhatsApp werde der Service über Telefonnummern erbracht, während bei Facebook Messenger ein Facebook-Profil erforderlich sei.

Zudem hat die Kommission festgestellt, dass Anwender die beiden Instant-Messaging-Dienste in unterschiedlicher Weise nutzen und die Apps meist bei auf demselben Mobilgerät installiert sind. Alternativen zu WhatsApp und Facebook Messenger sind laut EU Line, Viber, Telegram, WeChat und Google Hangouts.

Die EU räumt allerdings ein, dass WhatsApp und Facebook Messenger schon zu den Marktführern zählen und „der Wert des Diensts für seine Nutzer mit der Zahl der anderen Nutzer zunimmt“. Der Markt für Kommunikationsanwendungen für Endkunden sei aber auch ein sehr rasch wachsender Markt. Er sei durch kurze Innovationszyklen und häufig wechselnde Marktpositionen geprägt. Auch der Umstieg von einer Anwendung zur anderen sei sehr einfach, weswegen Nutzer den Anbieter auch häufig wechselten.

Mit der Zustimmung aus Europa hat Facebook die letzte wichtige Hürde bei der Übernahme von WhatsApp genommen. Die US-Regierung hat der Transaktion bereits zugestimmt.

Facebook hatte die Europäische Kommission im Mai gebeten, die geplante Akquisition von WhatsApp unter wettbewerbsrechtlichen Gesichtspunkten zu prüfen. Die im Februar angekündigte Übernahme ist die bisher größte des Social Network und jedes anderen Technikunternehmens in der jüngeren Vergangenheit. Facebook will damit sein eigenes Messaging-Angebot ausbauen und sein Nutzerwachstum erhöhen. Trotz einer wahrscheinlichen Integration der WhatsApp-Technik in Facebooks eigene Dienste, soll der Messenger weiterhin als eigene Geschäftseinheit fungieren.

[mit Material von Zack Whittaker, ZDNet.com]

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Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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