Verfassungsschutz-Präsident warnt vor Cyberangriffen aus China

Bundesamt für Verfassungsschutz: Präsident Maaßen warnt vor Wirtschaftsspionage aus China (Bild: BfV)

Der Bundesverfassungsschutz warnt vor Wirtschaftsspionage aus dem Reich der Mitte. Der chinesische Geheimdienst betreibe einen enormen Aufwand, um an wichtige Daten zu gelangen, sagte der Präsident der Behörde Hans-Georg Maaßen im Interview mit der Welt am Sonntag. Vor allem mittelständische Unternehmen sieht Maaßen in Gefahr. „Viele mittelständische deutsche Unternehmen sind leichte Beute. Sie können oft nur schlecht einschätzen, was ihre Kronjuwelen sind, wofür sich die Gegenseite interessiert. Sie treten gegen einen übermächtigen Gegner an. Allein der chinesische technische Nachrichtendienst hat über 100.000 Mitarbeiter.“

Michael George, Leiter des „Cyber Allianz Zentrum“ beim Bayerischen Verfassungsschutz, bemängelt die fehlende Offenheit der Firmen. „Es ist wichtig, dass Unternehmen das Schweigen brechen und Cyber-Attacken melden“, sagte er der Welt am Sonntag. Offenbar trauen sich ausspionierte Firmen noch immer nicht den Behörden an. Bereits 2012 erklärte George im ZDNet-Interview: „Viele Unternehmen wenden sich nicht an Sicherheitsbehörden, egal ob Polizei oder Verfasssungsschutz. Sie befürchten, dass der gemeldete Sicherheitsvorfall an die Öffentlichkeit gelangt.“ Anders als die Polizei könne aber der Verfassungsschutz dem Wunsch der Unternehmen auf Vertraulichkeit nachkommen.

HIGHLIGHT

Digitale Wirtschaftsspionage: ein totgeschwiegenes Problem

Die meisten deutschen Firmen leben vor allem von ihrem Know-how. Nur unterschätzen sie die Attraktivität ihres Wissens für die Konkurrenz. Die ist wenig zimperlich und nutzt die Möglichkeiten von IT, Sozialen Netzen und Web rücksichtslos aus.

Wirtschaftsspionage ist eine beliebte Methode, sich Know-how von Mitbewerbern zu verschaffen. In der Vergangenheit bezichtigten die Vereinigten Staaten China schon häufig der Wirtschaftsspionage. Erst im Mai hatte das US-Justizministerium gegen fünf chinesische Militärangehörige Anklage wegen Cyberspionage erhoben. Sie sollen in Server mehrerer US-Unternehmen eingedrungen sein und Geschäftsgeheimnisse gestohlen haben. Es ist das erste Mal, dass die USA wegen Hackerangriffen rechtlich gegen staatliche Akteure vorgehen.

Aber auch die Chinesen klagen über Cyberangriffe. Einer Untersuchung der China Academy of Cyber Space zufolge überwachen die Vereinigten Staaten nicht nur die chinesische Regierung und hochrangige Politiker, sondern auch „chinesische Firmen, Forschungseinrichtungen, einfache Netzbürger und eine große Zahl von Handynutzern“, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters im Mai.

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Kai Schmerer

Kai ist seit 2000 Mitglied der ZDNet-Redaktion, wo er zunächst den Bereich TechExpert leitete und 2005 zum Stellvertretenden Chefredakteur befördert wurde. Als Chefredakteur von ZDNet.de ist er seit 2008 tätig.

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