Bericht: EU verhängt Kartellstrafen gegen Infineon, Philips und Samsung

Die EU-Kommission wird in den nächsten Wochen möglicherweise Strafen gegen Infineon, Philips und Samsung aussprechen. Ihnen werden Preisabsprachen vorgeworfen, wie die Agentur Reuters berichtet, die sich auf zwei anonyme Quellen bezieht.

Die Strafen würden einen mehrjährigen Prozess abschließen. 2008 gab es in dem Fall die ersten Durchsuchungen, 2013 erhob die EU Anklage. Die Firmen sollen zusammen den Preis für Chips künstlich in der Höhe gehalten haben, wie sie in SIM-Karten für Mobiltelefone, Pässen, Bankkarten, Ausweisen und Fernsehern verbaut sind.

Zunächst versuchten die drei Firmen im vergangenen Jahr, das Verfahren beizulegen. Sie schlugen unter anderem ein Schuldeingeständnis vor, das im Gegensatz zu 10 Prozent weniger Strafe führen sollte. Die Verhandlungen brachten aber kein Ergebnis.

Die Kommission war durch Renesas über das Kartell informiert worden. Den Quellen von Reuters zufolge wird die Kartellkommission daher von einer Strafe für Renesas absehen. Diese japanische Firma ist ursprünglich aus einem Joint Venture zwischen Hitachi und Mitsubishi hervorgegangen. 2010 wurde sie durch Renesas Electronics aufgekauft.

Renesas kommentierte gegenüber Reuters, es wisse bislang von keiner Strafe. Die EU-Kommission, Infineon und Philips wollten keinen Kommentar abgeben, Samsung hat die Agentur bisher nicht erreicht.

Vergangenes Jahr hatte Philips noch ausgesagt, die Untersuchung der EU gelte Aktivitäten seiner Halbleitersparte in den Jahren 2003 und 2004. Der Bereich sei inzwischen verkauft worden.

Die EU kann bei Kartellverstößen Strafen in Höhe von bis zu 10 Prozent des weltweiten Jahresumsatzes verhängen. Zuletzt waren etwa Google und Intel Gegenstand solcher Verfahren.

Gegen die beteiligten Firmen gab und gibt es noch weitere Absprachevorwürfe. So sollen Samsung und Philips zusammen mit Media-Saturn für eine Verknappung von Waren im Online-Handel gesorgt haben, um Preise in die Höhe zu treiben. Und Infineon und Samsung hatten schon 2010 illegale Absprachen bei DRAM-Preisen eingeräumt.

[mit Material von Matthew Broersma, TechWeekEurope.co.uk]

Tipp: Wie gut kennen Sie sich mit der europäischen Technologie-Geschichte aus? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de.

Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

Recent Posts

Alphabet übertrifft die Erwartungen im ersten Quartal

Der Umsatz steigt um 15 Prozent, der Nettogewinn um 57 Prozent. Im nachbörslichen Handel kassiert…

1 Tag ago

Microsoft steigert Umsatz und Gewinn im dritten Fiskalquartal

Aus 61,9 Milliarden Dollar generiert das Unternehmen einen Nettoprofit von 21,9 Milliarden Dollar. Das größte…

1 Tag ago

Digitalisierung! Aber wie?

Mehr Digitalisierung wird von den Unternehmen gefordert. Für KMU ist die Umsetzung jedoch nicht trivial,…

1 Tag ago

Meta meldet Gewinnsprung im ersten Quartal

Der Nettoprofi wächst um 117 Prozent. Auch beim Umsatz erzielt die Facebook-Mutter ein deutliches Plus.…

2 Tagen ago

Maximieren Sie Kundenzufriedenheit mit strategischem, kundenorientiertem Marketing

Vom Standpunkt eines Verbrauchers aus betrachtet, stellt sich die Frage: Wie relevant und persönlich sind…

2 Tagen ago

Chatbot-Dienst checkt Nachrichteninhalte aus WhatsApp-Quellen

Scamio analysiert und bewertet die Gefahren und gibt Anwendern Ratschläge für den Umgang mit einer…

2 Tagen ago