Google und Microsoft planen Diebstahlschutz für Smartphones

Google und Microsoft wollen in kommenden Versionen ihrer mobilen Betriebssysteme Android und Windows Phone eine als „Kill Switch“ bezeichnete Technik integrieren, der das Gerät aus der Ferne deaktiviert und somit für einen Dieb unbrauchbar macht. Spätestens bis Juli 2015 soll die Technik in den mobilen Betriebssystemen integriert werden.

In einem Blog-Beitrag erläutert Microsofts Vize-Präsident Fred Humphries die Funktionen, die als Diebstahlschutz für alle Smartphones mit Windows Phone 8.0 oder neuer geplant sind. Demnach ist es möglich, sämtliche Daten auf dem Gerät aus der Ferne zu löschen. Außerdem kann das Gerät deaktiviert werden. Ein Schutz, es neue aufzusetzen und neu zu aktivieren, ist ebenfalls enthalten. Wird das Gerät wieder gefunden, können Anwender dank einer Sicherung in der Cloud ihre Telfoneinstellungen und Daten einfach wiederherstellen.

Bereits Anfang April hatten mehrere große Anbieter von Mobilbetriebssystemen und Smartphones sowie die fünf größten Mobilfunkprovider in den USA haben die Einführung einer Diebstahlsicherung angekündigt. Die Unternehmen reagieren damit auf Pläne mehrerer Bundesstaaten und Städte, die einen „Kill Switch“ für mobile Geräte gesetzlich vorschreiben wollen.

Der Diebstahl von Smartphones ist in den USA ein zunehmendes Problem. Sie können aufgrund ihrer Größe leicht entwendet werden. Zugleich sind sie wertvoll und lassen sich in der Regel problemlos auf die Werkseinstellungen zurücksetzen.

William Duckworth, Professor für Statistik und Analytics an der Creighton University, schätzt, dass der durch Smartphone-Diebstähle verursachte Schaden jährlich um 2,6 Milliarden Dollar reduziert werden könnte. Voraussetzung sei eine Anti-Diebstahl-Technologie, die ein Mobiltelefon für den neuen Besitzer unbrauchbar mache.

„Jeder Geräte- und Betriebssystemanbieter, der den ersten Teil dieser freiwilligen Vereinbarung unterzeichnet hat, hat zugestimmt, für alle neuen Smartphone-Modelle, die erstmals nach Juli 2015 für den Verkauf in den USA hergestellt werden, ein grundlegendes Anti-Diebstahl-Tool anzubieten“, heißt es in einer Presseerklärung des Branchenverbands CTIA. Die Lösung muss demnach vorinstalliert oder herunterladbar sein und darf keine zusätzlichen Kosten für Verbraucher verursachen.

Apple bietet bereits seit iOS 7 einen erweiterten Diebstahlschutz für iPhones und iPads. Dieser ist so effektiv, dass sogar die New Yorker Polizei iPhone-Besitzer darauf aufmerksam machen. Auch die Generalstaatsanwälte von New York und San Francisco begrüßten die Einführung des Diebstahlschutzes in iOS. “Nach monatelangem Druck reagiert Apple mit dem weltweit ersten Versuch, der Epidemie von Smartphone-Diebstählen mit einer technischen Lösung beizukommen”, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung. Sie drücken darin ihre Hoffnung aus, dass sich die Gerätesperre bewährt und “iPhone-Benutzer davor bewahrt, Opfer zu werden, wenn die Diebe die Erfahrung machen, dass die Geräte keinen Wiederverkaufswert haben”.

Druck gemacht auf Apple und weitere Smartphone-Hersteller hatten gewählte Amtsträger, Ermittlungsbehörden und Verbraucherschützer mit der im Juni gegründeten Initiative “Secure Our Smartphones” (SOS). Mit ihrer Aktion gegen “Apple Picking” (Apfelpflücken) reagierten sie auf Berichte, nach denen in den USA minütlich 113 Smartphones gestohlen werden oder verloren gehen. iPhones waren davon offenbar besonders betroffen, wobei viele Raubüberfälle gewaltsam verliefen und einige sogar mit Todesfolge. Die Mitglieder der Initiative warfen den Smartphone-Herstellern vor, letztlich von den massenhaften Diebstählen zu profitieren. Sie forderten sie dringend auf, durch einen “Kill Switch” dafür zu sorgen, dass gestohlene Geräte ihren Wiederverkaufswert verlieren.

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Kai Schmerer

Kai ist seit 2000 Mitglied der ZDNet-Redaktion, wo er zunächst den Bereich TechExpert leitete und 2005 zum Stellvertretenden Chefredakteur befördert wurde. Als Chefredakteur von ZDNet.de ist er seit 2008 tätig.

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