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Trendnet TEW-818DRU im Test

Mit einem AC1900-Router lassen sich dank WLAN-Standard 802.11ac innerhalb eines Raumes bei theoretischen 1,3 GBit/s realistisch 300 MBit/s und mehr erzielen. Mehrere simultane HDTV-Streams sind kein Problem. Die Verkabelung zum Fernseher kann entfallen. In der Regel werden solche Router von einem Dual-Core-Arm-Prozessor mit 800 bis 1200 MHz auf Cortex-A9-Basis angetrieben, so dass es keine internen Bottlenecks gibt. Die meisten AC1900-Router basieren auf Broadcom-SOCs und unterscheiden sich in der Hardware nur marginal bis auf die Taktfrequenz.

Der TEW-818DRU von Trendnet spielt hardwaremäßig in der Oberklasse mit. Neben dem Dual-Core-Prozessor mit 1 GHz bietet er eine USB-3.0- und eine USB-2.0-Schnittstelle. Darüber hinaus besitzt er vier Gigabit-Ethernet-Ports für das LAN und einen Gigabit-Ethernet-Port für die WAN-Anbindung. Ein DSL-Modem sowie Telefoniefunktionen sind nicht vorhanden. In Preissuchmaschinen (Stand: 23.5.2014) wird er ab etwa 180 Euro gelistet.

Das Gerät wirkt optisch eher bieder und besitzt keine externen Antennen. Das schränkt die Reichweite zwar ein wenig ein, dafür ist der Formfaktor sehr kompakt. Im Endeffekt ist es Geschmackssache, ob man für ein paar Meter mehr Reichweite drei breite externe Antennen in Kauf nehmen möchte.

Die Installation ist relativ problemlos. Das WLAN-Password und die Zugangsdaten für die Weboberfläche sind auf dem Gerät aufgedruckt und können später geändert werden. Jedes Gerät hat werkseitig andere Zugangsdaten. Loginversuche mit Werkseinstellungen sind so unmöglich.

Man verbindet lediglich den deutlich sichtbar gekennzeichneten WAN-Port mit dem Kabel- oder DSL-Modem und mindestens einen PC per LAN-Port oder WLAN. Dann kann die Installation beginnen, indem man per Browser auf http://tew-818dru oder http://192.168.10.1 surft.

Der TEW-818DRU erkennt die Art der Internetverbindung nicht automatisch (Bild: ZDNet.de).

Eine automatische Erkennung des Internetzugangs bietet Trendnet allerdings nicht. Wer einigermaßen technisch versiert ist, weiß, dass er bei einem Zugang über Kabel DHCP und bei DSL-Anbindung PPPoE auswählen muss. Einsteiger stehen jedoch bereits hier vor einem Problem. Das können die meisten anderen Router besser.

Wer die richtigen Angaben macht, hat danach eine funktionierende IPv4-NAT-Anbindung ins Internet für sein LAN. Wer danach noch Änderungen vornehmen möchte, wird jedoch wenig Freude an seinem neuen Router haben. Bei jeder noch so kleinen Änderung sieht der Benutzer für 20 bis 30 Sekunden einen Laufbalken, sobald er auf Apply drückt. Das behindert die Arbeit mit dem Gerät erheblich.

Bei jeder kleinen Änderung an der Konfiguration muss der Nutzer 20 bis 30 Sekunden warten (Bild: ZDNet.de).

Ferner sollte man einigermaßen Englisch verstehen. Zwar lässt sich das Gerät auf Deutsch umschalten, jedoch wurde die Übersetzung von Leuten vorgenommen, die bestenfalls Grundkenntnisse der deutschen Sprache besitzen. Wer sich an Sätzen wie „Der Standard-Administrator-Passwort ist das gleiche wie Standardverwaltungs Login-Passwort des Routers“ stört, sollte die Sprache auf Englisch lassen.

Die Übersetzung von IT-Fachbegriffen ist so schlecht, dass man erst lange überlegen muss, was überhaupt gemeint ist. So wird etwa „Wizard“ mit „Zauberer“ übersetzt, „LAN Network Prefix“ heißt „Netzwerkvorwahl LAN“ und aus „Native IPv6“ wird „Nur Ipv6 einheimisch“. Die fehlenden Kopplungen per Bindestrich fallen da schon gar nicht mehr ins Gewicht.

Der einigermaßen korrekte Gebrauch der deutschen Sprache gehört nicht zu den Stärken von Trendnet (Bild: ZDNet.de).

Leider ist nicht nur die deutsche Übersetzungen misslungen. IPv6 ist überhaupt nicht praktisch nutzbar. Wer kein natives IPv6 von seinem Provider bekommt, kann die Tunneltechnologie 6to4 nutzen, die jedoch unzuverlässig ist, da sie darauf angewiesen ist, dass die Gegenstelle im Internet in der Lage ist, einen Router zu finden, der natives IPv6 wieder nach 6to4-Standard in IPv4 kann. Das geht meistens gut, aber längst nicht immer.

Natives IPv6 funktioniert nur, wenn der ISP eine feste IPv6-Adresse vergibt. Hierzulande bieten das Kabelprovider überhaupt nicht an und die wenigen DSL-Provider, die feste IPv6-Adressen im Angebot haben, etwa die Deutsche Telekom, verlangen einen saftigen Aufschlag im ohnehin teuren Business-Tarif.

Natives IPv6 funktioniert nur, wenn der ISP eine feste IPv6-Adresse vergibt (Bild: ZDNet.de).

Wer, wie in den „Normaltarifen“ üblich eine dynamische IPv6-Adresse per DHCP oder SLAAC bekommt, kann kein IPv6 nutzen. Das ist auch besser so, denn eine IPv6-Firewall ist überhaupt nicht vorhanden. Wer IPv6-fähige Endgeräte vor dem Zugriff von außen schützen muss, weil diese keine ausreichenden Sicherheitsvorkehrungen bieten, bleibt mit dem TEW-818DRU auf der Strecke.

Die Schwächen in der Firmware, die natürlich von ZDNet auf den aktuellen Stand gebracht wurde, zeigen sich nahezu auf jeder Seite des Webinterfaces. So kann man etwa auf angeschlossene USB-Sticks oder -Festplatten sowohl per FTP als auch per Windows-Filesharing mittels Samba zugreifen. Die Benutzerverwaltung ist jedoch für beide Arten des Zugriffs völlig getrennt und muss doppelt vorgenommen werden.

Um IPv4-Ports freizugeben, lassen sich zwar Portweiterleitungen und ein DMZ-Rechner konfigurieren, jedoch ist die Portweiterleitung auf 24 Einzelporteiterleitungen sowie auf 24 Port-Range-Weiterleitungen begrenzt. Das reicht in der Regel aus, aber andere Router haben hier Tabellen ohne Begrenzung.

Wie Sommerzeitregeln funktionieren, hat Trendnet nicht verstanden. Man muss ein festes Datum für Start und Ende der Sommerzeit programmieren, etwa den 26. Oktober für das Ende der Sommerzeit. Das gilt freilich nur für 2014. 2015 endet die Sommerzeit am 25. Oktober, weil die Umstellung immer am letzten Sonntag im Oktober stattfindet. Das bedeutet, einmal pro Jahr muss die Sommerzeitumstellung neu „vorprogrammiert“ werden. Das ist besonders erstaunlich, da der Router auf einem Linux-Kernel mit der uCLibc basiert, die in der Standardkonfiguration bereits korrekte Sommerzeitregeln beherrscht. Hier hat sich Trendnet extra Mühe geben müssen, untaugliche Sommerzeitregeln zu implementieren.

Die falschen Sommerzeitregeln hat Trendnet aufwändig programmiert, obwohl die uClibc bereits richtige beherrscht (Bild: ZDNet.de).

Insgesamt muss die Firmware als mangelhaft in jeglicher Hinsicht angesehen werden. Es kann nicht angehen, dass bei jeder kleinen Konfigurationsänderung nach dem Drücken von Apply eine Wartezeit von 20 bis 30 Sekunden in Kauf genommen werden muss. Ebenso kann man  einigermaßen korrektes Deutsch erwarten. Ergänzt wird das Ganze durch zahlreiche Unzulänglichkeiten und Bugs sowie praktisch nicht vorhandene IPv6-Unterstützung.

DD-WRT als alternative Firmware

Trendnet scheint selbst kein großes Vertrauen in die eigene Firmware zu haben. Es bietet die Open-Source-Firmware DD-WRT als Alternative zum Download an. Allerdings wird man hier gewarnt. In bestem „Trendnet-Deutsch“ heißt es dazu auf der Website „Das bezugliche Firmware wurde nicht bei TRENDnet hergestellt. Um das Firmware zubenutzen, sind das Wissen und Erfahrung mit offenem Quellcode. TRENDnet gibt keine Unterstutzung fur dieses Firmware. Wenn ist das Firmware verwendet, hebt die TRENDnet Garantie auf. Dieses Firmware kann Ihr Gerät beschädigen. Sie benutzen dieses Firmware auf eigenes Risiko.“

Ob es vor einem deutschen Gericht im Zweifel Bestand hat, dass das Aufspielen einer Firmware von der Website des Herstellers die gesetzliche Gewährleistung außer Kraft setzen kann, ist zwar fraglich, dennoch muss mit Problemen im Garantiefall gerechnet werden.

Als alternative Firmware wird DD-WRT angeboten. Die Garantie geht dabei verloren (Bild: ZDNet.de).

DD-WRT bietet natürlich alles, was sich ein erfahrener Router-Administrator wünscht. Allerdings zielt sie nicht auf den durchschnittlichen Home-User ab. Obwohl auch DD-WRT mit einer Web-Oberfläche bedient werden kann, richtet sich diese eher an Linux-Profis. Hier wird einiges an Wissen vorausgesetzt.

Einige weiterführende Dinge erledigt man bei DD-WRT besser auf der Shell-Ebene, auf die man sich mittels SSH einloggt und dann per vi Konfigurationsdateien editiert. Das ist nicht jedermanns Sache. Sinnvoll ist es auch, sich auf einem Desktop-Linux-System eine passende Toolchain anzulegen, um Open-Source-Softwarepakete, die in DD-WRT nicht vorhanden sind, selbst zu kompilieren.

Wer einen schnellen Router sucht, um ihn mit einer Open-Source-Firmware wie DD-WRT zu bestücken, bekommt für diesen Zweck ein leistungsfähiges Gerät zu einem günstigen Preis. Die Original-Firmware ist hingegen nicht zu gebrauchen. Router auf derselben Broadcom-Hardwareplattform wie den Linksys WRT1900AC findet man in Preissuchmaschinen erst ab 250 Euro. Er bietet allerdings einen 1,2-GHz-Prozessor. In der Preislage um 180 Euro für die der TEW-818DRU zu haben ist, bekommt man etwa den Asus RT-AC68U oder den Linksys EA6900, die ebenfalls auf derselben Broadcom-Architektur basieren, aber nur eine 800-MHz-CPU besitzen.

Fazit

Der TEW-818DRU bietet eine leistungsfähige Hardware auf dem neuesten Stand der Technik. Die mitgelieferte Firmware muss jedoch in jeder Hinsicht als völlig unzureichend bezeichnet werden. Es fehlen zahlreiche Features und man hat mit Bugs zu kämpfen. Es wird nicht einmal Beta-Niveau erreicht. Es empfiehlt sich DD-WRT als Alternative herunterzuladen, was direkt vom Hersteller möglich ist, aber Garantieverlust bedeutet.

Kai Schmerer

Kai ist seit 2000 Mitglied der ZDNet-Redaktion, wo er zunächst den Bereich TechExpert leitete und 2005 zum Stellvertretenden Chefredakteur befördert wurde. Als Chefredakteur von ZDNet.de ist er seit 2008 tätig.

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