Bill Gates: Wir waren bereit, WhatsApp zu kaufen

In einem Gespräch mit dem Magazin Rolling Stone hat sich Microsoft-Gründer Bill Gates wieder zu aktuellen Entwicklungen der Technologiebranche geäußert. Während er in den letzten Jahren bevorzugt über philanthropische Themen sowie die Bill & Melinda Gates Foundation sprach, ging es in diesem Interview auch um die WhatsApp-Übernahme durch Facebook, den Mitbewerber Google sowie den NSA-Whistleblower Edward Snowden.

Auch Microsoft war laut Gates zu einem Kauf des Messaging-Dienstes bereit. „Ich weiß nicht, ob für 19 Milliarden Dollar, aber das Unternehmen ist extrem wertvoll“, schränkte er ein. Mark Zuckerberg schrieb er die Glaubwürdigkeit zu, sagen zu können: Ich werde 19 Milliarden für etwas ausgeben, für das es praktisch kein Erlösmodell gibt.

Bill Gates an der Harvard University, September 2013 (Bild: News.com)

„Ich glaube, sein aggressives Herangehen ist klug – obwohl der Preis höher war, als ich erwartet hätte“, lobte Gates. Er erkenne in Zuckerberg durchaus etwas von sich selbst. „Wir sind beide Harvard-Dropouts und hatten gleichermaßen starke, eigensinnige Ansichten über das, was Software leisten könnte. Er ist mehr Produktmanager, als ich das war. Ich bin mehr ein Programmierer, der ganz unten und in der Architektur anfängt. Aber so ein wesentlicher Unterschied ist das gar nicht. Ich beginne mit der Architektur, Mark beginnt mit Produkten, und Steve Jobs fing mit der Ästhetik an.“

Steve Jobs beschrieb der Microsoft-Gründer als ein Genie, aber auch als einen trickreichen Partner. „Wir haben als enge Partner an der ursprünglichen Mac-Software gearbeitet. Das war eine erstaunliche Geschichte, weil wir mehr Leute daran arbeiten ließen als Apple. Aber wir waren sehr naiv. Steve versprach uns einen 499-Dollar-Rechner, und dann waren es plötzlich 1999 Dollar.“ Das Mac-Projekt sei dennoch eine unglaubliche Erfahrung gewesen. „Das Team, das auf der Mac-Seite arbeitete, war anschließend vollständig ausgebrannt. Innerhalb von zwei Jahren war keiner mehr von ihnen da. “

Auf den Erfolg von Google angesprochen, hatte Gates eine eigene Erklärung parat: „Ja, sie wurden praktisch in der Cloud geboren. Tatsache ist, die Suche bringt eine Menge Geld. Und wenn man viel Geld hat, kann man auch viele Sackgassen erkunden.“ Einen ähnlichen Luxus habe sich Microsoft in den 1990ern erlauben können. „Wir haben reichlich Sachen mit interaktivem Fernsehen gemacht oder mit digitalen Geldbörsen. Vieles davon war seiner Zeit voraus, aber wir konnten uns das leisten.“

Keine Bewunderung bringt er dem PRISM-Enthüller Edward Snowden entgegen: „Er hat das Gesetz gebrochen, daher werde ich würde ich ihn bestimmt nicht als Helden beschreiben.“ Laut Gates wäre Snowden besser im Lande geblieben, hätte sich auf passiven Widerstand beschränkt – oder zumindest nur eine sorgfältige Auswahl von Geheimnissen enthüllt.

Bill Gates war bis letzten Monat Microsoft-Chairman und steht seither als technischer Berater dem neuen CEO Satya Nadella bei. „Satya hat mich gebeten, die Produktpläne zu prüfen und vorbeizukommen, um bei schnellen Entscheidungen und anstehenden Richtungswechseln zu helfen.“ Er will etwa ein Drittel seiner Zeit für Microsoft aufbringen, während zwei Drittel für seine Stiftung und andere Tätigkeiten reserviert bleiben.

In dem langen Gespräch ging es jedoch überwiegend um Gates‘ Stiftungsarbeit und seine Ansichten darüber, wie sich die wirklich wichtigen Probleme der Welt lösen lassen. „Der reichste Mann der Welt erklärt, wie der Planet zu retten ist“, machte das schon der Untertitel deutlich. Besonders ausführlich ging es dabei um den Klimawandel und seine Folgen. Gates ist in der Nuklearenergiefirma TerraPower investiert und setzt mehr auf weiterentwickelte Atomreaktoren und weniger auf erneuerbare Energien.

Besonders wortreich vermied Bill Gates eine eindeutige Antwort auf die Frage, ob er an Gott glaube. Einerseits stimmt er mit dem bekennenden Atheisten und Evolutionsbiologen Richard Dawkins darin überein, dass die Menschheit einst Schöpfungsmythen benötigte – die Wissenschaft habe das aber weitgehend überflüssig gemacht. Andererseits ist Gates mit einer praktizierenden Katholikin verheiratet, lässt seine Kinder katholisch erziehen und hält die Moralsysteme der Religion für äußerst wichtig. „Ich hatte viel Glück, deshalb schulde ich etwas und versuche die Ungerechtigkeit in der Welt zu verringern. Und das ist so etwas wie eine religiöse Überzeugung. Ich meine, es ist zumindest eine moralische Überzeugung.“

[mit Material von Mary Jo Foley, News.com]

ZDNet.de Redaktion

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