Yahoo kauft Video-Start-up Distill

Yahoos jüngster Zukauf heißt Distill. Es betreibt ein Angebot, um Vorstellungsgespräche per Video abzuwickeln und so die Fähigkeiten zur Problemlösung der Bewerber einzustufen – und zwar im Browser, ohne dass eine Software oder ein Plug-in heruntergeladen werden müsste. Yahoos Interesse gilt aber einem früheren Projekt der Firma: einer Anzeigenplattform namens Tapjoy.

Distills Video-Plattform wird Ende März geschlossen. Das sieben Mann starke Team zieht kommende Woche in die Yahoo-Zentrale im kalifornischen Sunnyvale um. Ihre Website distill.cc hat die Kleinfirma bereits durch eine in Weiß auf Violett geschriebene Abschiedsbotschaft ersetzt.

Dort ist zu lesen, dass die Erfahrungen mit der für Mobilgeräte bestimmten Anzeigenplattform Tapjoy in Yahoos Angebot für Mobilanzeigen einfließen sollen. Der Konzern hat die Übernahme gegenüber News.com bestätigt. Zuerst war TechCrunch darauf aufmerksam geworden.

Das Anzeigengeschäft war im vergangenen Jahr Yahoos Hauptproblem. Es verlor seine Position als zweitgrößter Anzeigenverkäufer der USA (hinter Google) an Facebook, wie eMarketer berichtet. Der jüngste Bericht zum vierten Finanzquartal zeigte Einbußen bei Displaywerbung von 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Die letzte Yahoo-Übernahme ist erst zwei Tage her: Das Team von Wander soll an Yahoos Mobil-Apps mitarbeiten. Sein bisheriges Angebot – die Foto-Tagebuch-App Days – bleibt ausnahmsweise erhalten.

Distill und Wander sind nur zwei von Dutzenden Start-ups, die Yahoo unter Marissa Mayer im letzten halben Jahr geschluckt hat. Wirtschaftlich wurde dies durch den Verkauf von Yahoos Anteilen an der Alibaba Group ermöglicht, die Yahoo-Gründer Jerry Yang einst erstanden hatte. Das Unternehmen mit den meisten Investitionen und Zukäufen der letzten drei Jahre war aber nicht Yahoo, sondern Google mit 127 Investitionen vor Intel mit 121 Investitionen.

[mit Material von Richard Nieva, News.com]

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Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

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