Investor Carl Icahn verstärkt Druck auf Apple – und legt sich mit Ebay an

Der für seine aggressiven Strategien bekannte Investor Carl Icahn hat erneut Druck auf Apple auszuüben versucht und zugleich Forderungen an Ebay gestellt, an dem er inzwischen ebenfalls beteiligt ist. Die beiden bedrängten Unternehmen wiesen die Anträge des 77-Jährigen zurück, der sich dadurch zu immer vorlauteren öffentlichen Äußerungen provoziert fühlte.

Icahn konnte schon viele Unternehmen zu Strategiewechseln und einer Umbesetzung des Managements zwingen. Er strebte auch nach einer Übernahme von Dell und versuchte vergeblich, den von Gründer Michael Dell organisierten Börsenrückzug zu verhindern. Nach seinem Einstieg bei Apple, an dem er und seine Partner inzwischen Anteile im Wert von über drei Milliarden Dollar halten, verlangte er eine starke Ausweitung von dessen Aktienrückkaufprogramm.

Im Dezember stellte er dazu einen neuen Antrag, der allerdings deutlich unter den ursprünglich geforderten 150 Milliarden Dollar blieb. Er verlangte vom iPhone-Hersteller stattdessen, im Jahr 2014 mindestens Aktien im Wert von 50 Milliarden Dollar zurückzukaufen. Apple drängte die Anteilseigner jedoch, gegen erhöhte Rückkäufe zu votieren, wenn die Angelegenheit bei der kommenden Jahresversammlung zur Abstimmung kommt.

Icahn kommentierte das mit einem Tweet: „Apples Aufsichtsrat leistet seinen Aktionären einen großen Bärendienst, indem es seinen Rückkauf nicht deutlich erhöht.“ Er kündigte außerdem an, mit einem Schreiben nachhaken und die Ärgernisse ausführlich aus seiner Sicht darlegen zu wollen. In einem früheren Interview hatte er wissen lassen, dass jeder Gegner seines Rückkaufvorschlags „sich entweder nicht die Mühe gemacht hat, die Bilanz zu lesen, oder vielleicht nicht weiß, wie man eine Bilanz liest.“

Inzwischen bekommt auch Ebay, das im vierten Quartal 2013 die Gewinnerwartungen von Analysten übertraf, Probleme mit Icahn. Der Investor wollte gerne zwei Sitze im Aufsichtsrat mit seinen Getreuen besetzen und verlangte vom Verkaufsportal, seine Tochterfirma Paypal auszugliedern. Ebay wies seine Vorschläge jedoch rundum zurück.

Bei einer Investorenkonferenz zu den Quartalsergebnissen erklärte Ebay-CEO John Donahoe dem anwesenden Carl Icahn wortreich die Gründe dafür. „Unser Aufsichtsrat und das Management überprüfen regelmäßig die strategische Ausrichtung der Firmen“, sagte er. „Sie werden überrascht sein, zu hören, dass das keine neue Idee ist.“ Schon 2009 habe Ebay beispielsweise Skype veräußert, weil dort keine Synergien vorhanden waren. Das beweise die Fähigkeit, rationale Entscheidungen im langfristigen Interesse des Unternehmens und der Aktionäre zu treffen. „Aufgrund dessen, was wir heute sehen, glauben wir weiterhin, dass dem Unternehmen, unseren Kunden und unseren Anteilseignern am besten gedient ist, indem wir Paypal und Ebay zusammenhalten. Kurz gesagt, das ist der beste Weg, um das Aktionärsvermögen zu maximieren. Unser Aufsichtsrat ist übereinstimmend dieser Überzeugung.“

Es folgte fast so etwas wie eine Lehrveranstaltung für Icahn, in der Donahoe ausführlich über E-Commerce und Bezahldienste referierte. Es lief unter anderem darauf hinaus, dass sich Ebay und Paypal gegenseitig neue Kunden zuführen. „Einfach gesagt, Ebay und Paypal schaffen sich gegenseitig verstärkende Netzwerkeffekte. Mobile ist das jüngste Beispiel dieses stützenden Netzwerkeffekts. Mobile stellt die mit Abstand wichtigste Plattformverlagerung im letzten Jahrzehnt dar. Und Paypals Erfolg bei mobilen Zahlungen begann bei Ebay.“

Paypal bleibt ein wichtiger Geschäftsbereich für Ebay (Grafik: Statista).

[mit Material von Larry Dignan, ZDNet.com]

ZDNet.de Redaktion

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