Berufungsgericht lässt Angestellten-Sammelklage gegen Apple und Google zu

Ein Berufungsgericht hat eine Sammelklage gegen große Technikfirmen wie Apple, Adobe, Google oder Intel zugelassen. Betroffen sind außerdem Intuit, Pixar und Lucasfilm. Rund 60.000 Angestellte könnten nun gemeinsam juristisch gegen Anti-Abwerbe-Abkommen der Firmen vorgehen, wie Reuters berichtet.

Das Diagramm zeigt, wann welches Unternehmen mit wem eine unerlaubte Vereinbarung getroffen hat (Bild: Lieff Cabraser Heimann and Bernstein).

Das neunte Bundesberufungsgericht der Vereinigten Staaten schloss sich damit dem vorinstanzlichen Urteil von Bundesbezirksrichterin Lucy Koh aus San Jose an. Fünf ehemalige Angestellte der beklagten IT-Firmen werfen ihren Ex-Arbeitgebern vor, sich verschworen zu haben, um die Gehälter ihrer Angestellten mit Abwerbeverboten künstlich klein zu halten und so den Wettbewerb um Fachkräfte zu behindern.

Eine Sammelklage kann in den USA zu einer höheren Schadenersatzsumme führen als eine Reihe von Einzelklagen. Im vorliegenden Fall drohen den beklagten Firmen bis zu 9 Milliarden Dollar Schadenersatz.

Die Firmen hatten Kohs Entscheidung von vergangenen Jahr „offensichtlich fehlerhaft“ genannt. Insbesondere ging es ihnen darum, dass 2400 Angestellte mit ganz unterschiedlichen Aufgaben von insgesamt sieben Firmen klagen wollten. Außerdem behaupteten nicht einmal die Kläger selbst, die Einstellungspolitik sei insgesamt der Gegenstand der Klage.

Koh hatte sogar Apple-CEO Tim Cook zu einer vierstündigen Befragung durch die Anwälte der Kläger vorgeladen. Schon im Januar 2012 war eine E-Mail-Korrespondenz aus dem Jahr 2007 zwischen dem damaligen Apple-CEO Steve Jobs und dem ehemaligen Google-CEO Eric Schmidt aufgetaucht. Darin schrieb Jobs höflich an seinen Kollegen, Google möge doch bitte Bemühungen um Apple-Mitarbeiter einstellen. Schmidt sorgte anschließend dafür, dass dieser Wunsch in Erfüllung ging.

Offenbar hatte ein Headhunter für Google um einen Apple-Angestellten geworben. Jobs formulierte in seiner Mail wörtlich: „Ich wäre froh, wenn Ihre Anwerber so etwas unterließen.“ Schmidt, der zu dieser Zeit auch noch im Aufsichtsrat von Apple saß, fragte bei seinen Mitarbeitern nach: „Ich glaube, wir haben eine Richtlinie, dass wir nicht von Apple abwerben und dies ist eine direkt eingehende Anfrage. Könnt Ihr das bitte verhindern und mich wissen lassen, warum das passiert ist? Ich muss zügig eine Antwort an Apple zurückschicken, also informiert mich bitte so schnell wie möglich.“

Der Headhunter, der den fraglichen Entwickler abwerben wollte, wurde daraufhin umgehend gefeuert. Der zuständige Manager bat Schmidt, seine Entschuldigung auch an Steve Jobs weiterzugeben und betonte, dass es sich um einen Einzelfall gehandelt habe.

[mit Material von Lance Whitney, News.com]

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Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

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