Bericht: NSA-Malware steckt auch auf PCs und Festplatten sowie in Routern

Um an Daten zu kommen, baut der US-Auslandsgeheimdienst NSA Hintertüren und Spyware in Geräte wie PCs und Router oder auch Festplatten ein. Das berichtet das Magazin Der Spiegel in seiner aktuellen Ausgabe (1/2014). Es beruft sich dabei auf interne Dokumente des Geheimdiensts, die ihm von Edward Snowden verfügbar gemacht wurden.

Der Artikel beschäftigt sich ausführlich mit einer Abteilung namens „Office of Tailored Access Operations“, kurz TAO, die dem Geheimdienst Zugang zu schwer zugänglichen Computersystemen verschaffen soll. Sie wird als Truppe „digitaler Klempner“ beschrieben. Unter anderem sorgt sie für Zugriff auf Unterseekabel, etwa das Sea-Me-We-4-Unterwasserkabelsystem, das von der französischen Stadt Marseille aus Verbindungen nach Afrika und Asien herstellt.

TAO fängt dem Bericht zufolge aber auch Lieferungen elektronischer Geräte ab und sorgt dafür, dass sich auf bestimmten Computern, Routern und Festplatten schon scheinbar „direkt ab Werk“ eine Spionagesoftware befindet. Als betroffene Hersteller werden Cisco, Dell, Huawei, Maxtor, Samsung, Seagate und Western Digital genannt. Laut dem Spiegel beschreibt die NSA ihre Werkzeuge und Techniken in einem 50-seitigen Katalog namens ANT, was für „Advanced“ oder auch „Access Network Technology“ stehe.

Die für ANT zuständige NSA-Abteilung ziele bevorzugt aufs BIOS (Basic Input/Output System) ab, heißt es, das auf einem Chip der Hauptplatine gespeichert wird und bei jedem Start lädt. Es hat den zusätzlichen Vorzug, selten aktualisiert zu werden. Außerdem bleibe die Malware erhalten, wenn das Betriebssystem aktualisiert werde, und sei für letzteres unsichtbar.

Der Spiegel hat von allen genannten Firmen außer Dell Stellungnahmen erhalten, man wisse von keinen NSA-Hintertüren in eigenen Produkten. Cisco hat dazu auch einen Blogeintrag veröffentlicht. Darin heißt es: „Wenn wir von einer Sicherheitsschwäche in einem unserer Produkte erfahren, beginnen wir sofort, das Problem zu beheben. Wie schon gegenüber dem Spiegel kommuniziert, arbeiten wir mit keiner Regierung zusammen, um eigene Produkte zu schwächen oder so genannte ‚Hintertüren‘ einzuführen.“

Die NSA wollte den Bericht nicht kommentieren, behauptete aber, dass TAO ein wichtiges Element der Verteidigung „der Nation und ihrer Verbündeten“ sei. „Wir werden nicht über angebliche konkrete Aufgaben von TAO sprechen, aber ihre Arbeit ist darauf ausgerichtet, Computernetzwerke für die Auslandsspionage nutzbar zu machen.“

Vergangene Woche war berichtet worden, dass die Sicherheitsfirma RSA gegen Zahlung eines zweistelligen Millionenbetrags zugelassen habe, dass die NSA den Zufallszahlengenerator eines ihrer Verschlüsselungsalgorithmen und somit die Verschlüsselung selbst schwächt. Da RSA dies seiner Meinung nach nur halbherzig dementierte, sagte der Cheftechnologe von F-Secure, Mikko H. Hypponen, daraufhin seine Teilnahme an einer Veranstaltung von RSA ab.

[mit Material von Dan Farber, News.com]

Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

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