Chinesischer Achtkern-Prozessor Godson kommt 2013

Der chinesische Achtkern-Prozessor Godson-3B1500 wird im Februar 2013 auf der International Solid-State Circuits Conference (ISSCC) vorgestellt werden. Das hat sein Hersteller Loongson Technology angekündigt, den die chinesische Akademie der Wissenschaften teilweise finanziert.

Außerdem gab Loongson Technology bekannt, dass der Godson-3B1500 mit einem Takt von 1,35 GHz und einer Leistung von 172,8 Gigaflops kommt, aber nur 40 Watt verbraucht, wie Computerworld berichtet. Er nutzt den Befehlssatz MIPS64 des US-Chipdesigners MIPS, der sich sowohl von der ARM-Architektur als auch von Intels x86 unterscheidet. Somit kann Godson zwar nicht für Windows-Systeme eingesetzt werden, unterstützt aber eine Anzahl Linux-Varianten – darunter das den chinesischen Smartphone-Markt dominierende Android.

Die Forschung an Godson hatte 2001 begonnen. Als erste CPU legte das Projekt den 32-Bit-Prozessor Godson-1 vor. Eine 64-Bit-Variante gibt es seit 2008. Sie kommt in stromsparenden Notebooks wie dem Netbook von Lemote und dem Supercomputer ShenWei zum Einsatz.

Den Namen Loongson tragen übrigens auch die fertigen Prozessoren, wie Wikipedia erklärt. Der Name Godson wird demnach nur für die Entwicklerversion genutzt.

Zur Entwicklung des Achtkernprozessors hat eine Anordnung der Regierung entscheidend beigetragen. Darin wurden alle drei chinesischen Supercomputer-Forschungsorganisationen angewiesen, ab Ende 2011 Prozessoren einzusetzen, die aus China stammen. Dazu sagt der Volkskongress-Abgeordnete Hu Weiwu, der gleichzeitig Chefarchitekt für Loongson ist: „Unsere Informationsindustrie verwendet ausländische Technik. Wie aber die Industrie eines Landes nicht immer von ausländischem Stahl und Öl abhängig sein kann, benötigt China eine eigene CPU.“

Dem widerspricht Rajeeb Hazra, General Manager von Intels Technical Computing Group. Der Versuch, selbst einen Prozessor zu entwickeln, werde wahrscheinlich die chinesische Wissenschaft beflügeln, sei aber nicht die weiseste Entscheidung, wenn man zu einem weltweiten Technologieführer aufsteigen wolle. „Wir wollen Ländern, die über einen solchen Weg nachdenken, aufzeigen, dass es – auch wirtschaftlich – in ihrem besten Interesse ist, mit uns zusammenzuarbeiten und uns zu erklären, was sie brauchen, und sich nicht auf Ländergrenzen zu fixieren, sondern sich rein technische Ziele zu setzen.“

[mit Material von Jamie Yap, ZDNet.com]

Tipp: Wie gut kennen Sie sich mit Prozessoren aus? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit dem Quiz auf silicon.de.

Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

Recent Posts

Google stopft schwerwiegende Sicherheitslöcher in Chrome 124

Zwei Use-after-free-Bugs stecken in Picture In Picture und der WebGPU-Implementierung Dawn. Betroffen sind Chrome für…

17 Stunden ago

Studie: 91 Prozent der Ransomware-Opfer zahlen Lösegeld

Die durchschnittliche Lösegeldzahlung liegt bei 2,5 Millionen Dollar. Acht Prozent der Befragten zählten 2023 mehr…

20 Stunden ago

DMA: EU stuft auch Apples iPadOS als Gatekeeper ein

Eine neue Analyse der EU-Kommission sieht vor allem eine hohe Verbreitung von iPadOS bei Business-Nutzern.…

21 Stunden ago

Chips bescheren Samsung deutlichen Gewinnzuwachs

Das operative Ergebnis wächst um fast 6 Billionen Won auf 6,64 Billionen Won. Die Gewinne…

1 Tag ago

Chrome: Google verschiebt das Aus für Drittanbietercookies

Ab Werk blockiert Chrome Cookies von Dritten nun frühestens ab Anfang 2025. Unter anderem gibt…

2 Tagen ago

BAUMLINK: Wir sind Partner und Aussteller bei der Frankfurt Tech Show 2024

Die Vorfreude steigt, denn BAUMLINK wird als Partner und Aussteller bei der Tech Show 2024…

2 Tagen ago