Bericht: Apple zahlt für Uhrendesign der SBB 20 Millionen Franken

Apple lässt sich die im Oktober mit den Schweizer Bundesbahnen (SBB) getroffene Lizenzvereinbarung für das geschützte Uhrendesign der SBB angeblich 20 Millionen Franken (16,5 Millionen Euro) kosten. Das will die Schweizer Tageszeitung Tages-Anzeiger von mehreren nicht näher genannten Quellen erfahren haben. Über die finanziellen Details der Abmachung hatten beide Parteien im vergangenen Monat Stillschweigen vereinbart.

Im September hatte sich die SBB bei Apple beschwert, weil das Unternehmen aus Cupertino in iOS 6 das 1944 vom damaligen SBB-Angestellten Hans Hilfiker entworfene Uhrendesign für iPhone und iPad verwendet. Ein Sprecher erklärte zu dem Zeitpunkt, man freue sich zwar, dass Apple das Uhrendesign nutze, habe dies aber nicht autorisiert. Daher fordere man eine „finanzielle Abgeltung“. Eine diesbezügliche Vereinbarung trafen beide Parteien nur rund drei Wochen später.

Apple zahlt für die Nutzung des SBB-Uhrendesigns angeblich 20 Millionen Franken. Der Uhrenvergleich zeigt iOS 6 auf dem iPad links, SBB (in der Mondaine-Version) rechts.

Laut Tages-Anzeiger wäre der Schutz für das 1944 entstandene Design der Bahnhofsuhr heute längst abgelaufen. Die SBB habe es 2002 jedoch als dreidimensionale Marke beim Schweizer Institut für Geistiges Eigentum registrieren lassen. Im Gegensatz zu Patenten und Designs könnten Marken auch noch Jahre nach ihrer Einführung registriert und der Schutz auch immer wieder verlängert werden, solange die Marken benutzt würden.

Das Design der Bahnhofsuhren wurde unter anderem vom Museum of Modern Art in New York und dem London Design Museum gewürdigt. Der Website des Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten zufolge ist es auch ein Symbol für die Schweizerische Pünktlichkeit. Lizenznehmer sind Mobatime, das heute die Bahnhofsuhren produziert, und der Uhrenhersteller Mondaine, der das Design für Taschen, Küchen- und Armbanduhren verwendet.

Unklar ist, ob die SBB die Lizenzsumme mit seinen anderen Lizenznehmern teilen muss. Laut Tages-Anzeiger sagte Mondaine-Chef André Bernheim, er diskutiere noch mit den SBB, „wie wir für alle Beteiligten das Beste aus der Situation machen können.“ Mondaine habe einen großen Teil dazu beigetragen, dass Apple auf das Design der SBB-Uhr aufmerksam geworden sei, da sein Unternehmen die SBB-Uhren auch in den USA bewerbe und verkaufe.

Apple sind Probleme mit Uhrendesigns eigentlich vertraut: 2009 teilte es dem App-Entwickler Tapbot (von dem etwa Tweetbot stammt) mit, die Uhr in seinem Icon ähnle der von Apple zu sehr. Tapbot fügte sich und änderte sein Icon. Auch gegen ein Bonner Cafe, das einen Apfel als Logo verwendet, ist Apple vorgegangen.

[mit Material von Edward Moyer, News.com]

Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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