Studie: Herstellerangaben zur Akkulaufzeit von Smartphones sind meist realitätsfern

Die Xerox-Tochter WDS hat zwischen August 2011 und August 2012 die Akkuleistung der 50 bei Nutzern beliebtesten Smartphones untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass die Hersteller keine alltagstauglichen Informationen zur Akkuleistung veröffentlichen. Käufer, für die die Akkuleistung bei der Entscheidung für ein Smartphone eine wichtige Rolle spielt, könnten enttäuscht werden, so das Fazit der Studie.

Je höher die Akkubelastung einer Anwendung in der Praxis ist, desto seltener wird die damit erreichbare Nutzungszeit von den Herstellern angegeben (Grafik: WDS).

In der Praxis nutzen Besitzer ihr Smartphone nicht nur zum Telefonieren, sondern auch zum Surfen, um Videos anzuschauen oder Apps anzuwenden. Doch die Hersteller beziehen diese Aktivitäten nicht in ihre Angaben zur Akkuleistung ein. Lediglich bei zwei von fünfzig überprüften Geräten bekommen Verbraucher Informationen zur Akkuleistung beim Browsen im Web (Apple iPhone 4S und Nokia N9). Ansonsten können Verbraucher nur die üblichen Vergleiche zwischen Stand-by-Zeiten und möglicher Gesprächsdauer ziehen.

Zudem fällt der Vergleich aufgrund unterschiedlicher Angaben schwer: Für 80 Prozent der Geräte geben die Hersteller die Sprechzeit in 2G/GSM-Netzen in Stunden an, bei 74 Prozent die Standby-Zeit. Die Akkuleistung bei Gesprächen in 3G-Netzen ist für 62 Prozent der von WDS untersuchten Geräte spezifiziert, nur noch für 56 Prozent ist auch die Standby-Zeit in 3G-Netzen angegeben.

Für 28 Prozent der Geräte erfahren Kaufinteressenten vom Hersteller, wie lange der Akku bei der Audiowiedergabe durchhält, bei 26 Prozent der Geräte, wie es bei Videowiedergabe darum bestellt ist. Fürs Surfen im Web via WLAN und 3G, was die höchste Akkubelastung mit sich bringt, machen wie schon erwähnt nur zwei Hersteller Angaben – das entspricht vier Prozent der untersuchten Smartphones.

Um seine Aussagen zu untermauern, greift WDS, auf die ihm als Anbieter von Managed Services für die Mobilfunkbranche zur Verfügung stehenden Datensätze zurück. Bei der Auswertung von zwei Millionen technischen Support-Anfragen bei Betreibern von Mobilfunknetzen und Smartphone-Herstellern zeigte sich, dass sich die telefonischen Anfragen zur Akkuleistung seit 2008 vervierfacht haben. Sie machen heute rund zehn Prozent aller technischen Anfragen zur Hardware aus.

„Zu schwache Lebensdauer von Batterien ist eine der häufigsten Beschwerden von Smartphone-Nutzern geworden. Warum das so ist, ist leicht nachzuvollziehen“, sagt Tim Deluca-Smith, Vice President Marketing bei WDS. „Die Mehrheit der Hersteller veröffentlicht ausschließlich Standby- und Sprechzeiten, die aber nur die geringste Akkuleistung beanspruchen. Sobald der Verbraucher sein Smartphone für Downloads, Apps und das Surfen im Internet nutzt, muss er häufig feststellen, dass der Akku schneller leer ist als erwartet.“

„Kein Hersteller kann die Einschränkungen der heutigen Batterieleistungen wirklich überwinden, aber durch eine bessere Aufklärung ihrer Kunden könnten sie sich positiver und glaubwürdiger darstellen. Das würde nicht nur die Kundenzufriedenheit steigern, sondern sowohl Hersteller als auch Mobilfunkanbieter sparen dadurch Geld“, so Deluca-Smith weiter. Die Akkuleistung könne der Kunde schließlich nicht direkt im Laden beurteilen. „Die Angabe, dass das Gerät eine 1700-mAh-Batterie hat, ist nichtssagend; Leistungsangaben müssen zum tatsächlichen Gebrauch passen.“

Hohe Akkuleistung auf dem Papier resultiert nicht automatisch in längerer Sprechzeit, so eine weitere Erkenntnis der WBS-Smartphone-Studie. Die Angabe ist daher also teilweise irreführend (Grafik: WBS).

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ZDNet.de Redaktion

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