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Yahoo: Falscher CEO-Lebenslauf beunruhigt Investoren und Mitarbeiter

Die Angabe eines angeblichen Informatik-Abschlusses im Lebenslauf von Yahoo-CEO Scott Thompson löst zunehmende Unruhe innerhalb des Unternehmens und bei Investoren aus. In einem internen Memo wandte sich Thompson an die Mitarbeiter: „Ich möchte Euch wissen lassen, wie sehr ich bedaure, dass dieses Thema das Unternehmen und Euch alle in Mitleidenschaft gezogen hat.“ Er beschwor sie des Weiteren, sich auf ihre Aufgaben zu konzentrieren.


Yahoo-CEO Scott Thompson

Der Investor Daniel Loeb, Chef des mit 5,8 Prozent an Yahoo beteiligten Hedgefonds Third Point, hatte die Falschangabe in Thompsons Online-Biografie aufgedeckt. Tatsächlich hatte der Yahoo-Chef am Stonehill College nicht mit „Rechnungswesen und Informatik“, sondern nur mit Rechnungswesen abgeschlossen. Yahoo wollte das zunächst als ein Versehen abtun, aber Thompson hatte sich den zusätzlichen Abschluss offenbar schon in früheren Stationen seiner beruflichen Laufbahn angedichtet. Der Aufsichtsrat leitete inzwischen eine gründliche und unabhängige Untersuchung ein.

Yahoos Mitarbeiter überraschte, dass die gewöhnlich strenge Überprüfung bei Einstellungen ausgerechnet beim CEO nicht vorgenommen wurde. „Yahoo überprüft strengstens den Lebenslauf eines jeden“, sagte ein Angestellter gegenüber News.com. „Sie riefen bei früheren Arbeitgebern an, um sicherzugehen, dass wir den Job hatten. Wir müssen die Aufgaben ausführen, die wir laut unseren Lebensläufen zuvor erledigt haben, und sie fragen nach Kopien unserer Abschlussurkunden.“ Diese Diskrepanz sei schwer nachzuvollziehen, da alle Mitarbeiter dieses manchmal unangenehme Verfahren durchlaufen mussten.

Die Glaubwürdigkeit des Yahoo-Chefs hat auch nach außen gelitten. Den „unabsichtlichen Fehler“ nimmt ihm beispielsweise Investorenlegende Warren Buffett nicht ab. „Es sieht nicht nach einem unabsichtlichen Fehler aus“, erklärte er in einem Interview mit dem Sender CNBC. „Wenn ich das als Aufsichtsrat zu betrachten hätte, wenn ein leitender Angestellter mir gegenüber beständig eine falsche Angabe gemacht hätte, dann würde ich vermutlich etwas unternehmen.“ Wenn man den Menschen nicht vertrauen könne, mit denen man zusammenarbeite, dann habe man ein Problem.

Loeb hat inzwischen den Druck auf Yahoo erhöht. Er fordert nicht nur den Rücktritt von CEO Scott Thompson, sondern auch Einsicht in die Bücher und alle Aufzeichnungen, die Thompson und das „Überprüfungsverfahren“ vor seiner Einstellung betreffen. Der Investor strebt mehr Einfluss auf den Aufsichtsrat an und möchte mehrere Vertraute in das Gremium bringen.

[mit Material von Charles Cooper, News.com]

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ZDNet.de Redaktion

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