Apple zahlt in Großbritannien zu wenig Steuern

Apple hat 2011 in Großbritannien viel weniger Steuern gezahlt, als es müsste. Laut einem Bericht der Daily Mail verdiente es im vergangenen Jahr 6 Milliarden Pfund (rund 7,3 Milliarden Euro), zahlte aber nur 10 Millionen Pfund (12,1 Millionen Euro) an Steuern. Eigentlich müsste es der Zeitung zufolge 24 Prozent der Einnahmen abliefern. Das wären 1,44 Milliarden Pfund.

Nach Informationen der Daily Mail lag der Satz 2010 ähnlich niedrig: Damals zahlte Apple 3,79 Millionen Pfund Steuern bei einem Umsatz von mehr als 500 Millionen Pfund. Das geht aus Dokumenten von Apples Einzelshandelsabteilung hervor, die eine Quelle der Zeitung zugespielt hat.

Daily Mail spekuliert, dass Apples Verkäufe in Großbritannien weitaus höher liegen, aber woanders aufgezeichnet werden – möglicherweise im irischen Cork, wo Apple seine internationale Vertriebszentrale hat. In Irland liegt der Steuersatz, den es zu zahlen hat, bei nur 12,5 Prozent. Die geschätzten 6 Milliarden Dollar Umsatz für 2011 entsprechen 10 Prozent der weltweiten Einnahmen von 63 Milliarden Pfund.

Die Zeitung legt zudem nahe, dass Apple auch in den USA zu wenig Steuern zahlt: angeblich nur 25,3 Prozent, während vom Gesetz 35 Prozent vorgeschrieben seien. Der Konzern argumentiert demnach, dass er den niedrigeren Steuersatz aufgrund von „nicht verteilten Einkünften im Ausland“ zu zahlen hätte, die „auf unbestimmte Zeit“ bestehen blieben.

Gerade erst hat Apples Börsenwert die 600-Milliarden-Marke erreicht – ein Rekord in der Geschichte des Unternehmens. Es nähert sich damit auch jenem von Microsoft an, das am 30. Dezember 1999 auf den Kapitalmärkten 619 Milliarden Dollar wert gewesen war. The Next Web zufolge hat der iPad-Hersteller zudem Symantecs ehemaligen Hauptbuchhalter Phillip Bullock ins Boot geholt, der fortan seine Steuerabteilung leiten soll.

Apple ist anscheinend nicht der einzige Konzern, der sich um Steuerzahlungen in Großbritannien drückt – laut Daily Mail trifft das auch auf Amazon und Google zu. Google behauptet allerdings, im Einklang mit dem britischen Steuerrecht zu handeln: „Wir haben eine Verpflichtung gegenüber unseren Aktionären, eine steuereffiziente Struktur aufzusetzen, und unsere gegenwärtige Struktur ist im Einklang mit den Steuerregeln in allen Ländern, in denen wir präsent sind“, erklärte ein Sprecher gegenüber News.com. Apple und Amazon reagierten nicht auf Anfragen.

Sony hat indes gerade erst seine Prognose für das Geschäftsjahr 2011 nach unten korrigieren müssen – aufgrund einer Steuernachzahlung in den USA. Der voraussichtliche Verlust verdoppelte sich dadurch auf 6,4 Milliarden Dollar.

[mit Material von Dara Kerr, News.com]

ZDNet.de Redaktion

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