Datenschützer raten von Musikstreaming-Dienst Spotify ab

Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit Peter Schaar hat den Anmeldeprozess für den am Dienstag in Deutschland gestarteten Musikstreaming-Dienst Spotify kritisiert. Dieser setzt zwingend ein Facebook-Konto voraus.

„Das Telemediengesetz verpflichtet die Internetdiensteanbieter, eine anonyme oder pseudonyme Nutzung des Dienstes anzubieten. Ein solches Recht wird aber nicht gewährt, wenn sich der User vorher bei Facebook registrieren lassen muss“, sagte Schaar der Neuen Osnabrücker Zeitung. Das Social Network verlange bei der Registrierung den vollständigen Namen, was eine pseudonyme Nutzung ausschließe.

Unterstützung erhält Schaar von seinem Berliner Kollegen Alexander Dix, der im Gespräch mit der Zeitung ebenfalls warnt: „Da Facebook sich nicht an deutsches Datenschutzrecht hält, wie das Landgericht Berlin gerade bestätigt hat, kann man von der Nutzung des Dienstes Spotify nur abraten.“ Die Anbieter sollten ein Geschäftsmodell entwickeln, das zum deutschen Datenschutz kompatibel sei.

Anders als die Datenschützer begrüßt die Musikindustrie den Deutschlandstart von Spotify. „Das Angebot schlägt eine Brücke zurück zum legalen Musikkonsum“, sagte Florian Drücke, Geschäftsführer des Bundesverbands Musikindustrie (BVMI). Neben einer kostenlosen, werbefinanzierten Variante bietet Spotify zwei Abomodelle mit Monatsgebühren von 4,99 Euro respektive 9,99 Euro an. Von letzteren verspricht sich die Musikindustrie deutlich höhere Einnahmen als sie bisher mit Musikdownloads erlöst.

Davon profitiert auch die Verwertungsgesellschaft GEMA. Allerdings gibt es bisher noch keine Einigung mit Spotify, das GEMA-Chef Harald Heker als „wichtigen Marktteilnehmer“ bezeichnete. Eine letzte Verhandlungsrunde ist für den 26. März angesetzt.

In Deutschland können Nutzer nach Angaben von Spotify seit Dienstag via Computer, Smartphone oder anderen Mobilgeräten auf über 16 Millionen Titel zugreifen. Weltweit hat der Musikdienst über zehn Millionen aktive Mitglieder und mehr als drei Millionen zahlende Abonnenten. Mit Deutschland ist er nun in 13 Ländern Europas und seit Juli 2011 auch in den USA vertreten.

Schon Ende September 2011 hatten sich US-Nutzer über den Facebook-Zwang bei Spotify beschwert. Damals begründete Spotifys Mitgründer und CEO Daniel Ek ihn mit einer vereinfachten Anmeldung. Gleichzeitig kündigte er aber Änderungen an – bisher jedoch ohne Folgen.

ZDNet.de Redaktion

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