Windows Phone 8 teilt Kernel und viele Komponenten mit Windows 8

Im Internet sind zwei weitgehend übereinstimmende Berichte aufgetaucht, die erste Einzelheiten zu Windows Phone 8 enthüllen. Die kommende Version von Microsofts Mobilbetriebssystem wird unter dem Codenamen „Apollo“ entwickelt und ist im vierten Quartal 2012 zu erwarten.

Den Anfang machte die Website Pocketnow, der angeblich ein von Microsoft produziertes Video zugespielt wurde. Darin habe sich der für Windows Phone verantwortliche Manager Joe Belfiore an Partner bei Nokia gewandt und ihnen die wichtigsten neuen Features vorgestellt. Die Angaben bestätigte und ergänzte umgehend Paul Thurrott, ein Buchautor und Blogger mit guten Verbindungen zu Microsoft. Die vorhergehende Veröffentlichung entband ihn offenbar von einer Vertraulichkeitsvereinbarung: „Da kürzlich interessante Informationen über die nächste bedeutende Version von Windows Phone durchgesickert sind, kann ich jetzt erstmals öffentlich über Windows Phone 8 sprechen“, schreibt er auf seiner Website.


Microsoft-CEO Steve Ballmer auf Nokias Pressekonferenz im Rahmen der CES (Bild: Lori Grunin/CNET).

Den Berichten zufolge bringt „Apollo“ wesentliche Veränderungen, vergleichbar mit dem Übergang von Windows Mobile zu Windows Phone: Die Plattform wird erstmals Multicore-Prozessoren unterstützen. Damit will Microsoft Boden auf Android gut machen, das bereits zu Quadcore-Chips tendiert. Vier verschiedene Displayauflösungen erlauben es den Herstellern von Windows Phones künftig, sich mit einer größeren Vielfalt von Geräten zu differenzieren. Die neuen Hardware-Spezifikationen sehen auch austauschbare SD-Karten und NFC-Chips für Bezahldienste vor. Das Feature „Data Smart“ soll die Mobilfunkrechnung reduzieren, indem es Geräte automatisch mit WLAN-Zugangspunkten des Netzbetreibers verbindet, sofern sie in der Nähe sind.

Vor allem aber soll Windows Phone 8 nicht nur die Benutzeroberfläche mit dem kommenden Windows 8 für Desktop und Tablet gemeinsam haben, sondern auch viele der darunterliegenden Komponenten, einschließlich Kernel, Networking-Stacks, Sicherheitsarchitektur und Multimedia-Unterstützung. Entwickler können daher „ihren Code ganz überwiegend wiederverwenden“, wie Belfiore zitiert wird. Trotz des ausgetauschten Kernels – Windows Embedded Compact diente bisher als Basis – soll Microsofts kommendes Smartphone-OS abwärtskompatibel sein zu Apps, die für Windows Phone 7 geschrieben wurden.

Laut Pocketnow hofft Microsoft auf 100.000 verfügbare Anwendungen, wenn Windows Phone 8 eingeführt wird. Da sie wie bei Windows 8 durch Sandboxing voneinander abgeschirmt sind, soll eine Kommunikation zwischen einzelnen Apps möglich werden. Eine Mobilversion von Internet Explorer 10 könne mit serverseitiger Datenkompression – wie von Opera Mini bekannt – die zu übertragende Datenmenge um rund 30 Prozent verringern. Die VoIP-Software Skype werde zwar nicht in das OS integriert, erlaube aber mit einem verbesserten Client Telefonate in guter Mobilfunkqualität. Business-Nutzer will Microsoft offenbar mit nativer Bitlocker-Verschlüsselung und weiteren Sicherheitsfeatures zurückgewinnen.

Der Umweg über den Desktop-Client Zune, etwa zum Herunterladen von Updates oder zum Datenabgleich zwischen PC und Telefon, soll entfallen. Stattdessen setzt Microsoft künftig auf einen neuen Client in Verbindung mit Cloud-Diensten. Bei Skydrive gespeicherte Inhalte sollen für alle Windows-Plattformen verfügbar sein. Paul Thurrott beschreibt eine weitgehend identische Nutzererfahrung bei Mobiltelefon (Windows Phone 8), PC (Windows 8) und TV (Xbox Next). Er erwartet die Markteinführung von Microsofts kommenden Betriebssystemen in nicht allzu ferner Zeit: „Windows Phone 8 ist Teil der Kampagne ‚Windows Reimagined‘, die Microsoft für Windows 8 angekündigt hat. Das ergibt Sinn, da sie Begleitprodukte im Sinne des Wortes sind.“

ZDNet.de Redaktion

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