Afrika: Internet aus dem Container

Die britische Hilfsorganisation Computer Aid International setzt sich dafür ein, Armut durch praktische ITK-Lösungen zu bekämpfen. Dazu stellt sie unter anderem ausgediente, aber qualitativ hochwertig aufgearbeitete Desktops und Laptops Bildungseinrichtungen, Gesundheitswesen, landwirtschaftlichen Beratungsstellen oder Non-Profit-Organsiationen in Entwicklungsländern zur Verfügung. Außerdem kümmert sie sich in zahlreichen Initiativen darum, armen oder benachteiligten Menschen besseren Zugang zu moderner Technologie zu verschaffen. Dazu gehört etwa die Bereitstellung von Trainingssoftware für Krankenschwestern oder preiswerter Software für Sehbehinderte.

Ein neues Projekt der Hilfsorganisation ist die ZubaBox. Hinter dem Namen verbirgt sich ein ausgedienter Schiffscontainer – komplett ausgestattet mit praktisch einsetzbarer IT-Ausrüstung, Satellitenanbindung und Solaranlage für die Stromversorgung. Er kann als vom Stromnetz unabhängiger IT-Hub überall in der Welt eingesetzt werden.

Bisher konzentriert sich der Einsatz jedoch auf Afrika. Dort wurden drei solcher Container ausgliefert, zwei in Sambia, einer in Kenia. Letztere steht in einem Vorort der Hauptstadt Nairobi und dient als eine Art „Musterhaus“, um das Konzept in dem Land bekannt zu machen.

In Sambia hat Computer Aid International bereits zwei Container aufgstellt. Sie erfüllen dort mehrere Funktionen. Eine Box gehört zum Missionskrankenhaus im Ort Macha. Sie unterstützt Mitarbeiter der Johns Hopkins University aus Maryland bei der Malariaforschung. Außerdem steht sie aber auch der lokalen Bevölkerung zur Verfügung: Am Morgen arbeiten Schulen mit der ZubaBox, Lehrer und Krankenschwestern nutzen sie am Nachmittag für die Fortbildung und am Abend dient sie der Erwachsenenbildung. Darüber hinaus nutzt sie der Flying-Doctor-Service Amref die Einrichtung, um in schiwerigen Fällen per Video mit einem größeren Krankenhaus oder mit Spezialisten zu konferieren.

Die zweite ZubaBox in Sambia steht im Ort Chikanta, gut 60 Meilen von Macha entfernt. Den Standort haben die Bewohner ihrem Bürgermeister zu verdanken: Er hatte von der ZubaBox in Macha gehört und sich für seine Gemeinde als nächsten Aufstellungsort eingesetzt. Neben den bereits beschriebenen Aufgaben für Organisationen dient eine ZubaBox aber auch als Internet-Café. Damit können die Einwohner der Umgebung Dinge nun vor Ort erledigen, für die sie zuvor mühsam weit reisen mussten. Dazu zählt etwa die Registrierung von Geburten und Todesfällen oder die Steuererklärung – eine Aufgabe, vor der man sich anscheinend auch in Afrika nicht drücken kann.

Die Lebensqualität erhöht auch der an die ZubaBox angeschlossene Bank-Kiosk. Während zuvor viele Arbeiter in die Stadt mussten, um dort ihre Löhne abzuholen, kommen jetzt Bankangestellte zur ZubaBox und zahlen die Löhne aus – was nur durch die Internetverbindung möglich ist.

Aus den ersten drei Pilotprojekten hat Computer Aid International einige Verbesserungen abgeleitet. Beispielsweise steht der Tisch und Rechner des Betreuers jetzt am Eingang und nicht mehr am hinteren Ende des Containers. So kann der Administrator besser die zehn vorhandenen Thin Clients verwalten und gleichzeitig denen helfen, die neu zur ZubaBox kommen. Auch die Belüftung der Container wurde auf Grundlage der bisherigen Erfahrungen angepasst. Und schließlich fand sich auch die beste Position für die Satellitenschüssel – die einerseits optimalen Empfang haben soll, andererseits aber keinen Schatten auf die Solarpanel auf dem Containerdach werfen soll.

Anschaffung und Aufstellung der ZubaBox werden durch Spenden finanziert. Die Betriebskosten bringen die Einwohner der Gemeinden auf, die davon profitieren. Die Investitionskosten für einen Container liegen zwischen 35.000 und 40.000 Dollar. Bis 2012 hofft Computer Aid International, zehn weitere ZubaBoxen ausliefern zu können.

ZDNet.de Redaktion

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