Internet Explorer 9: 64-Bit-Version ist sechsmal langsamer als 32-Bit-Variante

64-Bit-Software ist nicht per se schneller als 32-Bit-Software. Streng genommen bezeichnet man mit 32- und 64-Bit-Programmen nur ein Speichermodell. 32-Bit-Software kann maximal 4 GByte Hauptspeicher adressieren. 64-Bit-Prozesse ermöglichen bis zu 16 EByte (Exabyte).

In der x64-Architektur gibt es jedoch einige Besonderheiten: So stehen im 64-Bit-Modus mehr und breitere Register zur Verfügung, was die Ausführung beschleunigen kann. Demgegenüber steht die Tatsache, dass 64-Bit-Programme etwa 20 Prozent mehr Speicher benötigen. Daher passen weniger Code und weniger Daten in den Prozessorcache. Der langsame Hauptspeicher muss öfter bemüht werden. Das macht den Geschwindigkeitsvorteil meist zunichte.

Dass 64-Bit-Programme meist trotzdem schneller sind, liegt vor allem daran, dass alle 64-Bit-Prozessoren mindestens den SIMD-Befehlssatz SSE2 unterstützen. Bei 32-Bit-Prozessoren ist das erst ab dem Pentium 4 der Fall. Viele Programmierer nutzen für ihre 32-Bit-Versionen kein SSE2, damit sie auch auf älteren CPUs laufen.

Beim gestern erschienenen Internet Explorer 9 ist jedoch alles völlig anders: Die 64-Bit-Version ist deutlich langsamer als die 32-Bit-Version. Im ZDNet-Test zeigt sich, dass die 32-Bit-Version den Sunspider-Benchmark in 116 Millisekunden absolviert. Die 64-Bit-Version braucht hingegen 627 Millisekunden.

Beim Google-V8-Benchmark sieht es nicht viel anders aus. Die 64-Bit-Version erreicht 941 Punkte. Die 32-Bit-Version schafft hingegen 4357 Punkte. Auch der Futuremark Peacekeeper bestätigt die Tendenz, wenngleich weniger deutlich. Hier ergibt der Test 6453 Punkte für den 64-Bit-IE9 und 9320 Punkte für sein 32-Bit-Pendant. Auch beim Ressourcenverbrauch sieht die 64-Bit-Version nicht gut aus. Der Speicherbedarf ist immens.

Microsoft hat natürlich auch eine Erklärung parat: Eric Law schreibt in einem MSDN-Blogbeitrag, dass die 64-Bit-Version keinen Javascript-JIT-Compiler besitzt. Der Code wird wie beim IE8 bei jeder Ausführung neu interpretiert.

Zumindest was die 64-Bit-Version angeht, hat Microsoft ein unfertiges Produkt ausgeliefert. Offensichtlich ist der 64-Bit-Javascript-Compiler dem Releasedruck zum Opfer gefallen. Eigentlich schade, denn inzwischen gibt es wichtige Add-ons wie Adobe Flash auch in einer 64-Bit-Version.

Law erklärt weiter in seinem Blog, die 64-Bit-Version sei notwendig, weil andere 64-Bit-Programme in der Lage sein müssen, HTML-Inhalte darzustellen. Das gehe nur dadurch, indem ein 64-Bit-COM-Server zur Verfügung stehe. Als Alltagsbrowser solle man jedoch lieber die 32-Bit-Version verwenden.

Benutzer von 64-Bit-Betriebssystemen müssen trotzdem die 64-Bit-Version herunterladen. Sie enthält auch den 32-Bit-Browser, der automatisch installiert und zum Default-Browser gemacht wird.

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ZDNet.de Redaktion

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