Projekt Omega: neue Standards für das vernetzte Heim

Videos in Sekundenschnelle aus dem Internet herunterziehen und vom Server im Keller auf den Fernsehschirm im Wohnzimmer übertragen? Das wäre schön, ist aber für die meisten Anwender noch ein Traum. Denn Bandbreiten im Gigabit-Bereich, wie sie für solche Aufgaben benötigt werden, stehen heute zu Hause noch kaum zur Verfügung.

Weil das ein schwerer Hemmschuh gerade für die beliebten multimedialen Applikationen ist, rief die Europäische Union bereits 2008 das internationale Omega-Projekt ins Leben, finanziert mit 12,4 Millionen Euro über drei Jahre Laufzeit und ein Jahr Vorbereitung. Das Gesamtprojektvolumen liegt bei 19,14 Millionen Euro, den Rest bezahlen die Teilnehmer selbst. Kürzlich präsentierte Omega seine Ergebnisse im französischen Rennes.

Ziel von Omega war es, eine medienübergreifende und flächendeckende Home-Vernetzung zu konzipieren, die von der Technologie auf der physikalischen Ebene unabhängig ist und gesicherte Übertragungsqualitäten ermöglicht. Denn die braucht man, um beispielsweise Filme digital hin und her zu schicken. Außerdem sollten für den Einsatz der Technik keine neuen Kabel installiert werden müssen.

„Wir wollten erforschen, wie man so unterschiedliche Methoden wie WLAN, PLC (Powerline), 60-GHz-Wireless und optische Übertragung unter einen Hut bringen und für die Anwender transparent in ein Netzwerk integrieren könnte“, beschreibt Projektkoordinator Jean-Philippe Javaudin die Ziele des Vorhabens. Daran beteiligt waren neben Universitäten mehrerer Länder und anderen Forschungsinstitutionen auch Infineon, Siemens, Thomson France, France Telecom und weitere Träger.

Von Powerline bis zu sichtbarem Licht

Die Basis des Projekts bilden noch in Entwicklung befindliche oder gerade fertiggestellte Standards: Zum Beispiel verwendete Omega mit dem von der ITU entwickelten, vom Kabeltyp unabhängigen Heimvernetzungsstandard im 1-Gigabit-Bereich, ITU G.hn, den unter anderem das Home-Grid-Konsortium promotet. Einige Mitglieder von HomeGrid waren auch bei Omega dabei. Bei HomeGrid wurde gegenüber anderen Powerline- und Kabel-Technologien die Zahl der gleichzeitig übertragenen Bits von 10 auf 14 erhöht und die Bandbreite erweitert.

Dem Omega-Projekt ging es vor allem darum, eine Qualitätscharakterisierung von Homegrid-Strecken vorzunehmen, die sich an messbaren Parametern wie Dämpfung, Signal-Rauschabstand und anderem orientiert. Solche Charakterisierungen sind im 3G-Wireless-Bereich üblich und ermöglichen exakte Leistungsangaben je nach Qualität der Verbindung. Für Kabel, insbesondere Stromkabel, fehlten sie bisher allerdings.

„Dabei sind Stromkabel oft alles andere als ideale Überragungskanäle: Sie überkreuzen sich, es gibt Schalter und andere Störelemente. Deshalb waren bisher die Leistungsangaben der Hersteller für PLC-Produkte häufig sehr ungenau und zu hoch“, erklärt Martial Bellec, technischer Manager bei Omega und ansonsten für Orange tätig.


Das von der EU geförderte Omega-Projekt hat kürzlich die Ergebnisse seiner Arbeit vorgestellt: Ein Heimnetzwerk, das simultan mehrer Datenströme mit hohen Bitraten mit garantierer Dienstgüte überträgt. Das Bild zeigt eine schematische Darstellung des Demo-Aufbaus mit live gestreamten 3D-TV-Programmen, Aufnahme von HDTV-Programmen, Videobearbeitung- und Transfer, Echtzeit-Onlinespielen und HD-Videokonferenz (Grafik: Omega-Projekt).

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ZDNet.de Redaktion

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