Was Mark Hurd für HP bedeutet hat

Bei HP hatten es zunächst viele begrüßt, dass nach der auf Außenwirkung bedachten Fiorina wieder ein nüchterner Zahlenmensch an der Spitze stand. Die Stimmung am Firmensitz im kalifornischen Palo Alto war angesichts des überraschenden Rücktritts jedoch nicht sonderlich getrübt, wie mir ein Anruf bei meinen ehemaligen Nachbarn in der Addison Avenue bestätigte. Zu viele hatten im Rahmen der harten Sanierungsmaßnahmen den „rosa Brief“ erhalten, verloren in Zeiten der Wirtschaftkrise ihren Job. „Gute Zahlen, schlechte Stimmung“ ist die nüchterne Bilanz.

Auch die Beziehung zu vielen der verblieben Mitarbeiter stimmte schon länger nicht mehr. Seit Hurd nach anfänglich positiv aufgenommenen Sanierungsschritten die Schrauben besonders heftig anzog, kam es zu Stimmungsbruch. Viele empfanden das „Sparen, koste es, was es wolle“ als die falsche Strategie. HP verliere auch „gute Leute, die man niemals ziehen lassen darf“, so die Kritiker.

Bedeutende strategische Zukäufe

Als nach dem Fiorina-Desaster die Zahlen wieder stimmten, ging Hurd auf Einkaufstour. 2008 wurde der IT-Dienstleister EDS übernommen, um nach dem Vorbild von IBM die Service-Sparte zu stärken, 2009 der Netzwerkausrüster 3Com, 2010 der Handheld-Pionier Palm. In dem bis Oktober laufenden Geschäftsjahr wird ein Umsatz von 125 Milliarden Dollar erwartet. Vor fünf Jahren, zu Beginn der Ära Hurd, waren es knapp 80 Milliarden Dollar. Seit 2006, nachdem die Verwaltungsratschefin Patricia Dunn wegen einer Spitzelaffäre gehen musste, war Hurd auch Chairman.

Doch nun ist die Ära Hurd schneller beendet als erwartet. Finanzchefin Cathie Lesjak übernimmt für eine Übergangszeit die Unternehmensführung. Sie wolle den Posten aber nicht dauerhaft ausfüllen, sagte sie. Dennoch zählt die HP-Veteranin zu den heißesten Anwärtern. Die Börsianer reagierten verunsichert auf die überraschende Nachricht von Hurds Rücktritt. Die Aktie verlor im nachbörslichen Handel bis zu 10 Prozent an Wert.

Gut durch die Wirtschaftskrise gekommen

Auf den neuen HP-Chef oder Chefin warten große Aufgaben. Hurd hatte den IT-Riesen ohne größeren Schaden durch die Wirtschaftskrise gesteuert, das Unternehmen in seiner Amtszeit breiter aufgestellt. Das hochprofitable Servicegeschäft baute er nach dem Vorbild von IBM aus und verringerte damit die Abhängigkeit von Einnahmen durch Hardware, die heute nur wenig Rendite bringt.

Doch HP ist ein Riese, der eigentlich aus drei Firmen besteht, Drucker und Bildverarbeitung, Persönliche Systeme und Serverrechner. Da ist eine langfristige Strategie gefragt, um einen guten Börsenwert zu halten. Die guten vorläufigen Zahlen für das gerade abgelaufene dritte Geschäftsquartal und eine Erhöhung der Prognose gingen in der Verunsicherung um die Affäre unter.

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ZDNet.de Redaktion

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