Angebliche russische Spione nutzten WLAN-Verstärker und Steganografie

Ein in den USA angeklagtes Netzwerk von elf angeblichen russischen Spionen hat aktuelle IT eingesetzt. Die interessanten Ansätze der Agenten beschreiben jetzt veröffentliche Gerichtsunterlagen (PDF 1, PDF 2). Darin heißt es auch, die elf hätten enge Verbindungen zu politischen Entscheidungsträgern in den USA herstellen sollen, darunter Vertretern der Regierung.

Die Angeklagte Anna Chapman beispielsweise soll im Januar mit ihrem Notebook in einem Coffeeshop in Manhattan gesessen und Daten mit einem Vertreter der russischen Regierung ausgetauscht haben. Der Offizielle betrat das Café nie; er saß in einem vorbeifahrenden Kleinbus. Zwei Monate später erfolgte eine ähnliche Verbindung aus einem Buchladen heraus. Chapman nutzte einen WLAN-Reichweitenverstärker, um in Kontakt zu kommen.

Einige der Angeklagten sind seit Jahrzehnten in den USA. Das FBI bezeichnet solche Agenten, die unter einer falschen Identität im Feindesland leben, als „Illegale“. Manche von ihnen sollen eine in Moskau entwickelte Steganografiesoftware eingesetzt haben. Unter Steganografie versteht man das Verstecken von Botschaften in scheinbar harmlosen Dateien.

FBI-Agentin Maria Ricci zufolge wird das bei ihnen entdeckte Steganografieprogramm auch von der Sluschba Wneschnej Raswedki eingesetzt, also dem russischen Auslandsnachrichtendienst in der Nachfolge des KGB. Um die Software zu aktivieren, die sich auf CDs befand, musste man Strg-Alt-E drücken und dann ein Passwort mit 27 Stellen eingeben, das man auf einem Erinnerungszettel gefunden habe.

Laut FBI verwendeten die Spione auch Radiogramme – über Kurzwelle versandte Datenströme -, um mit Moskau zu kommunizieren. Zu ihren Aufgaben gehörte es, über die amerikanische Politik zu Mittelamerika, Einschätzungen der russischen Außenpolitik und Probleme der US-Militärpolitik zu berichten. Die Anklage wirft den mutmaßlichen Spionen aber keinen Diebstahl kritischer Informationen vor, sondern stützt sich auf ein Gesetz, das eine behördliche Registrierung ausländischer Agenten vorschreibt. Neun der Angeklagten wird auch Geldwäsche vorgeworfen.

Zehn der Beschuldigten wurden am Sonntag verhaftet. Einer, ein Mann namens Christopher R. Metsos, ist noch auf freiem Fuß.

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

DSL oder Kabel – Welcher Anschluss passt zu Ihnen?

Internet in den eigenen vier Wänden ist heutzutage nicht mehr wegzudenken. Denn egal, ob Homeoffice…

1 Stunde ago

Gefahren im Foxit PDF-Reader

Check Point warnt vor offener Schwachstelle, die derzeit von Hackern für Phishing ausgenutzt wird.

6 Stunden ago

Bitdefender entdeckt Sicherheitslücken in Überwachungskameras

Video-Babyphones sind ebenfalls betroffen. Cyberkriminelle nehmen vermehrt IoT-Hardware ins Visier.

6 Stunden ago

Top-Malware in Deutschland: CloudEye zurück an der Spitze

Der Downloader hat hierzulande im April einen Anteil von 18,58 Prozent. Im Bereich Ransomware ist…

6 Stunden ago

Podcast: „Die Zero Trust-Architektur ist gekommen, um zu bleiben“

Unternehmen greifen von überall aus auf die Cloud und Applikationen zu. Dementsprechend reicht das Burg-Prinzip…

21 Stunden ago

Google schließt weitere Zero-Day-Lücke in Chrome

Hacker nutzen eine jetzt gepatchte Schwachstelle im Google-Browser bereits aktiv aus. Die neue Chrome-Version stopft…

23 Stunden ago