SAP ist so ziemlich das einzige IT-Großunternehmen, das Deutschland nach dem schrittweisen Zerfall des Siemens-IT-Bereichs noch geblieben ist. Und auch diesem stehen, glaubt man Helmuth Gümbel, Strategy Partner International, düstere Zeiten bevor.
Während der diesjährigen Tagung der IBM-Nutzervereinigung GuideShare Europe diese Woche im Münchner City Hilton legte der IT-Spezialist und SAP-Kritiker, der früher selbst die SAP-Führungsriege beraten hat und daher über Insiderwissen verfügt, im Detail dar, warum er davon ausgeht, dass SAP „es in der jetzigen Form nicht schaffen wird, sich neu zu erfinden“ – obwohl dies dringend notwendig wäre.
Das Geschäft der SAP funktioniere aufgrund technischer Veränderungen und des zunehmenden Unmuts der Anwender nicht mehr wie gewohnt. „Es ist der Alptraum jedes Softwareunternehmens, wenn die Kunden die neue Version nicht einsetzen, weil sie dann weitere Innovationen des Herstellers nicht nutzen können“, sagt er, und genau das sei der Fall. 80 Prozent von SAPs Umsätzen beruhten, so Gümbel, auf Altkunden, nur 20 Prozent auf Neugeschäft. Wartungseinnahmen übersteigen seit 2002 und mittlerweile erheblich die Lizenzeinnahmen.
Die Umsatzsteigerungen der vergangenen Jahre beruhten zu einem erheblichen Prozentsatz auf für die Kunden unliebsamen Vertragsanpassungen und erheblich überdimensionierten Bundles, die man Kunden mit massiven Rabatten aufgeschwätzt habe. Hinzu kämen niemals genutzte SAP-„Shelfware“ sowie veränderte Bemessungsgrundlagen für die Lizenzabrechnung bereits beim Kunden befindlicher Produkte, so Gümbel. Ferner zahlten Kunden teure Wartungsverträge auch für die nicht genutzten Lizenzen. In manchen Firmen läge Shelfware aus Walldorf für zweistellige Millionenbeträge im Schrank, behauptet Gümbel.
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