Ein Jahrzehnt ist es jetzt her, als die Marburger Firma Tedas AG auf der CeBIT die Besucher dazu aufforderte, althergebrachte Telefonanlagen mit dem Vorschlaghammer zu zertrümmern: Die Anlagentechnik sei veraltet und proprietär, hieß es damals. Zeitgemäß seien Softwarelösungen, die man mit jedem herkömmlichen PC oder Server nutzen könne. Der Voice-over-IP-Pionier stieß bei den Anwendern jedoch auf massive Skepsis: Das Marburger Unternehmen existiert längst nicht mehr.
Inzwischen hat sich der Markt zwar tatsächlich hin zur IP-Telefonie verändert, aber die klassische Telefonanlage ist trotzdem noch längst nicht ausgestorben. Geändert hat sich, dass heute kein Mittelständler mehr eine reine ISDN-Telefonanlage anschafft, die nicht zumindest für den Einsatz im IP-Zeitalter nachgerüstet werden kann. Zudem ist das Thema Unified Communications (UC) in aller Munde. Vor allem in den Chefetagen hofft man damit auf Effizienzsteigerungen, Analystenhäuser wie Gartner und Berlecon unterstützen diesen Trend mit positiven Prognosen.
Server- oder softwarebasierte Lösungen haben Marktanteile erobert, stoßen teilweise aber noch immer auf Vorbehalte. „Die herkömmliche Telefonanlage hat einen Riesenvorteil“, erläutert der Geschäftsführer eines Systemhauses aus dem Ruhrgebiet: „Sie arbeitet auch dort absolut zuverlässig, wo das Netzwerk nicht auf dem neuesten Stand ist.“
Da viele Unternehmen in den letzten Jahren bei den IT-Ausgaben gespart haben, sind Netzwerkadministratoren und externe Berater oft vorsichtig, wenn es um die Integration einer VoIP-Lösung geht. „Und das zu Recht“, sagt der IT-Berater Mathias Hein. Ein Firmennetzwerk müsse vor dem Umstieg auf IP-Telefonie gründlich analysiert werden. „Vielfach tauchen Schwachstellen und Sicherheitsmängel auf, die erst einmal behoben werden müssen.“
Der Markt bewegt sich langsamer, als es die Hersteller gerne hätten
Kurzum: Der Markt für geschäftlich genutzte Telekommunikationslösungen bewegt sich sehr viel langsamer hin zu IP- und Software-Lösungen, als viele Hersteller es gerne hätten. Denn auch wenn die Telefonanlage nicht billig ist, fürchten Unternehmen nichts mehr, als deren Ausfall.
Mit dem für Ende dieses Jahres erwarteten Update des „Office Communications Server“ – derzeitiger interner Codename „14“ – will Microsoft stärker in den Markt für Business-Telekommunikationslösungen vordringen. Zielgruppe sind mittelständische und große Unternehmen.
Diesen Markt teilen sich derzeit vor allem etablierte Anbieter wie Siemens, Cisco, Avaya und Alcatel-Lucent. Aktuelle Marktanalysen – etwa von MZA- zeigen allerdings auch, dass softwarebasierte Lösungen wie beispielsweise „Swyxware“ des Dortmunder Unternehmens Swyx, an Boden gewinnen. Warum sollte hier in diesem Segment also nicht auch Microsoft expandieren können?
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