Studie: Online-Handel mit gefälschten Medikamenten hat stark zugenommen

Der Handel mit gefälschten Medikamenten und Graumarktware hat in den letzten Jahren stark zugenommen, so das Ergebnis einer aktuelle Studie von OpSec Security. Alarmierend ist in den Augen der mit Markenschutz befassten Firma nicht nur die Zunahme der Verbreitung, sondern auch das immer professionellere Vorgehen krimineller Pharma-Websites, die sich als Online-Apotheken ausgeben, um bei den Konsumenten Vertrauen zu erwecken.

Das illegale Angebot von Medikamenten und Arzneiwirkstoffen, die in Großmengen über B2B-Online-Plattformen vertrieben werden, ist der Studie zufolge in den vergangenen zwei Jahren um 30 Prozent gestiegen. Der Umsatz mit Medikamenten, die nicht verschreibungspflicht sind, stieg im selben Zeitraum um 65 Prozent. Das Angebot an verschreibungspflichtigen Medikamenten zu Discountpreisen, die 60 bis 80 Prozent unter den gängigen Marktpreisen liegen, verdreifachte sich sogar.

Als Beispiel für das Ausmaß des illegalen Handels mit Medikamenten und Arzneiwirkstoffen nennt OpSec ein Angebot des Wirkstoffs Zolpidemtartrat, der für ein gängiges rezeptpflichtiges Schlafmittel verwendet wird. Er sei auf einer B2B-Plattform in einem 25-Kilogramm-Fass angeboten worden, heißt es. Diese Menge reiche aus, um 2,5 Millionen Schlaftabletten mit einem Marktwert von insgesamt 32 Millionen Dollar herzustellen.

OpSec kritisiert, dass nicht regulierte und nicht kontrollierte B2B-Plattformen, die solche Großmengen anbieten, eine weltweite Quelle für Einkäufer und Zwischenhändler innerhalb der pharmazeutischen Vertriebskette bilden. Zudem würden über diese Plattformen häufig auch Arzneimittelfälschungen vertrieben.

Über 90 Prozent der Anbieter stammen aus China und Indien. Dies bedeute jedoch nicht, dass die Medikamente nur von dort verschickt werden. „Viele B2B-Plattformen betreiben Lager in Europa, von denen aus sie dort ansässige Kunden beliefern, um den Zoll zu umgehen“, sagt OpSec-Geschäftsführer Wolfgang Greipl.

Auch kriminelle B2C-Pharma-Websites, die sich als Online-Apotheken ausgeben, nehmen zu. OpSec hat festgestellt, dass die Anbieter immer professioneller arbeiten und ihr Produktportfolio geschickt der steigenden Nachfrage anpassen. Außerdem gestalteten sie ihre Website etwa mit originalen Produktabbildungen oder dem Angebot verschiedener Zahlungsmöglichkeiten inzwischen so professionell, dass sie den Eindruck einer seriösen Online-Apotheke erweckten. Zudem schienen die Website-Betreiber, die Medikamente meistens zu Discountpreisen anbieten, Suchmaschinenoptiemierung und Affiliate-Marketing oft besser zu beherrschen als ihre seriösen Kollegen.

Eine ergänzende Online-Umfrage von OpSec und der TU München mit 454 Teilnehmern zum allgemeinen Kaufverhalten besagt, dass Laien kaum noch zwischen seriösen und unseriösen Online-Händlern unterscheiden können. Zwar kaufen 90 Prozent der befragten Verbraucher Medikamente in deutschen Online-Apotheken, da sie davon ausgehen, dass dies sicher sei. „Aber auch unter den deutschen Pharma-Websites finden sich viele schwarze Schafe“, sagt Vera Mund, Strategy Manager Online Brand Protection bei OpSec.

Mund weiter: „Zudem gibt es Vertriebsplattformen, die ein noch höheres Risiko bergen und die von einer nicht unbeträchtlichen Anzahl von Verbrauchern genutzt werden. So ergab unsere Studie, dass 33 Prozent der Befragten pharmazeutische Produkte über Internetplattformen wie Ebay und immerhin 17 Prozent über Online-Apotheken aus dem Ausland beziehen. Außerdem nutzt fast jeder Zehnte Forenkontakte, um an Medikamente zu gelangen.“

ZDNet.de Redaktion

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