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Netbook contra Notebook: Ein subjektiver Vergleich

Asus will im Vorquartal 1,7 Millionen Eee PCs verkauft haben. In diesem Quartal sollen nach Unternehmensangaben weitere 1,8 Millionen dazu kommen. Das wären also rund 3,5 Millionen Netbooks allein von Asus in einem halben Jahr. Rechnet man dann noch die Mini-Notebooks von Acer, Dell und den anderen Mitbewerbern dazu, kommt man wohl auf rund fünf Millionen Netbooks, die innerhalb von zwei Quartalen an den Mann und die Frau gebracht wurden. Damit darf man diese Notebook-Gattung ruhigen Gewissens als Bestseller bezeichnen.

Ich selbst spiele gerade mit einem Acer Aspire One 110L herum. Es gehört selbst im Reigen der Netbooks zu den besonders kompakten Modellen, besitzt eine 8-GByte-SSD als Massenspeicher und Linux als Betriebssystem. Mein Ziel ist, herauszufinden, ob Netbooks im professionellen Einsatz eine Daseinsberechtigung haben.

In den vergangenen Wochen war ich auf diversen Konferenzen und Tagungen unterwegs. Eine gute Gelegenheit, um Erfahrungswerte zu sammeln. Auf solchen Veranstaltungen wimmelt es naturgemäß nur so von professionellen Notebook-Nutzern. Dabei ist mir aufgefallen, dass der Anteil der klassischen Business-Notebooks von Dell und Lenovo (ThinkPads) immer kleiner wird. Statt dessen sieht man in den Foyers immer mehr Mac-User und neuerdings eben Netbook-Anwender.

Nach anfänglicher Begeisterung ist meine Liebe zu dem blauen Mini-Laptop allerdings ein wenig abgekühlt. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Das Produkt ist in meinen Augen ohne Fehl und Tadel und funktioniert genau so, wie es soll. Vielmehr zweifle ich gerade am Sinn und Zweck dieser Geräteklasse an sich.

Auf der Haben-Seite stehen natürlich die kompakten Abmessungen. Was für eine Wohltat, wenn die mitgeschleppte Tasche zwei Nummern kleiner ausfallen kann, als sonst für meinen 15-Zöller notwendig. Vom geringeren Gewicht ganz zu schweigen. Toll auch, dass das Netbook auf den kleinen, am Stuhl befestigten Ablagetischchen Platz findet, wie sie in vielen Seminarräumen üblich sind.

Allerdings musste ich feststellen, dass die oben genannten Vorteile nicht die Nachteile der kleinen Abmessungen aufwiegen. Die theoretisch ausreichende Auflösung von 1024 mal 600 Bildpunkten erweist sich in der Praxis für die meisten Anwendungen als einen Tick zu klein.

Vor allem beim Surfen im Web, eigentlich die Paradedisziplin der Netbooks, nervt die geringe vertikale Auflösung. Bei den meisten Seiten ist man ständig damit beschäftigt, hoch und runter zu scrollen. Auch die dargestellte Arbeitsfläche in Office-Anwendungen ist mir zu klein, denn die Menüs und Statusleisten nehmen oben und unten zu viel des kostbaren Platzes ein.

Dazu kommt, dass mir nicht etwa die Tastatur zu schmal ausfällt (damit kann ich leben), sondern das Trackpad. In Verbindung mit dem unterdimensionierten Bildschirm wird damit das Navigieren in Programmen und auf Webseiten zur Qual. Ich habe das Problem dadurch gelöst, dass ich eine kleine Notebook-Maus mitschleppe. Aber irgendwie läuft das der Idee vom Reisen mit kleinem Gepäck zuwider.

Ein anderes Problem mag meinem Alter und meiner zunehmend schlechter werdenden Sehkraft geschuldet sein: Stundenlanges Arbeiten mit dem an sich leuchtstarken und scharfen Display führt bei mir auf Dauer zu tränenden Augen und Kopfschmerzen. Angesichts einer Bildschirmdiagonale von nur 8,9 Zoll und 1024 mal 600 Bildpunkten Auflösung wird die Darstellung einfach zu klein und damit für die Augen zu anstrengend. Ob da die neuen Netbooks mit 10-Zoll-Dislplays (das sind gute zweienhalb Zentimeter mehr) eine wesentliche Verbesserung darstellen, bezweifle ich.

Mein Fazit: Ich werde weiterhin meinen 15-Zöller mitschleppen müssen. Zumindest wenn ich weiß, dass ich unterwegs auch arbeiten muss. Als ultrakompaktes Notgerät freilich werde ich das Netbook trotzdem im Einsatz behalten. Denn eigentlich hat man damit doch alles dabei, was man an IT unterwegs benötigt, und braucht nicht einmal eine Notebooktasche dafür.

ZDNet.de Redaktion

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