Falsches Konzept: US-Billigmobilfunker am Abgrund

Während in Europa der Markt für Mobilfunkanbieter ohne eigenes Netz (MVNOs) blüht – in den vergangenen vier Jahren wurden hier etwa 150 der virtuellen Netzbetreiber gegründet – kämpfen ihre Gegenparts in den USA ums nackte Überleben. Bekannte Marken wie der von Walt Disney unterstützte Anbieter Mobile ESPN mussten bereits die Segel streichen. Die meisten anderen Anbieter schreiben nach Analystenmeinung tiefrote Zahlen, berichtet die Business Week. Grund für die schwache Performance: Zu viele der US-Startups würden den Service-Gedanken der großen Anbieter kopieren, anstatt sich möglichst schlank aufzustellen, moniert das Blatt.

In den USA gehen die MVNOs wie die großen Rivalen mit subventionierten Handys, eigenen Shops oder überdimensionierten Werbekampagnen auf Kundenfang. „Man braucht keine Läden oder Berater. Wenn du in puncto Kundenservice wettbewerbsfähig sein willst, lass die Leute Sachen selber erledigen“, erklärt dagegen der dänische MVNO-Pionier Frank Rasmussen sein Erfolgsrezept. Der von ihm gegründete Anbieter Telmore hatte mit nur 40 Angestellten mehr als eine halbe Million Kunden in Dänemark gewinnen können, bevor er für rund 73 Million Dollar an den Ex-Monopolisten TDC verkauft wurde. TDC betreibt den erfolgreichen einstigen Rivalen nun als Billigmarke weiter.

Der von den günstigen Anbietern angeheizte Preiskampf hat europäischen Kunden Preisnachlässe von 15 bis 20 Prozent beschert. In Deutschland konnten sich vor allem große Handelsmarken wie Aldi (Aldi Talk) oder Tchibo (Tchibo Mobil) mit ihren Mobilfunkangeboten etablieren. Allerdings kommen auch auf die europäischen MVNOs harte Zeiten zu. Angesichts gesättigter Märkte drängen die Mobilfunkriesen über Zweitmarken zunehmend ins Billigsegment und graben damit den virtuellen Anbietern die Geschäftsbasis ab.

In den USA befindet sich dem Kopenhagener Mobilfunkexperten John Strand zufolge mit Sonopia nur ein einziger US-amerikanischer MVNO auf dem Erfolgsweg – gegründet von einem Europäer. Sonopia verzichtet auf subventionierte Handys und hat Netzwerkbetrieb und Softwareentwicklung ins ukrainische Kiew ausgelagert. Sollte Sonopia in den USA ein Erfolg werden, will Gründer Juha Christensen den europäischen Markt erobern.

ZDNet.de Redaktion

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