Kopierschutz von Blu-ray und HD-DVD angeblich geknackt

Der Kopierschutz beider DVD-Nachfolgeformate, Blu-ray und HD-DVD, ist scheinbar entschlüsselt worden. Hacker behaupten, einen 16 Byte kleinen Universalschlüssel entdeckt zu haben, mit dem man sich auf beide Formate Zugriff verschaffen könne.

Mit dem technischen Erfolg würde die Hacker-Community der Filmindustrie und ihrem favorisierten AACS-Schutzsystem erneut ein Schnippchen schlagen. Bereits vor wenigen Wochen waren Berichte an die Öffentlichkeit gelangt, dass sich jede einzelne Disk mit einem individuellen Schlüssel knacken lässt. Im vorliegenden Fall handelt es sich jedoch um einen offenbar universell eingesetzten Code, der über ein Standard-Medienprogramm ausgelesen werden konnte. Die Meldung über den Hack des Kopierschutzes wirft einmal mehr die Frage nach dem Sinn der Investitionen auf, die in die Schutz-Technologie geflossen sind.

Industrievertretern sehen diesen Rückschlag allerdings weniger dramatisch. „Das Hase-und-Igel-Spiel zwischen den Piraten und der Industrie gibt es seit Urzeiten“, sagt Ronald Schäfer, Geschäftsführer der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU). „Ungeachtet der jetzigen Meldungen ist und bleibt der Kopierschutz ein nicht wegzudenkendes Element gegen Raubkopierertum.“

Die Industrie rechnet damit, dass derartige Kopier-Hürden zumindest die große Masse der Verbraucher von illegalem Kopieren abhalten. Gleichzeitig dürfe das Ergreifen von Schutzmaßnahmen aber auch nicht auf Kosten der zahlenden Kunden gehen, so der GVU-Geschäftsführer: „Wenn ein erworbener Datenträger nicht in vollem Umfang nutzbar ist, dann muss man sagen, dass das Produkt mangelhaft ist.“ Die derzeit eingesetzten und ebenso umstrittenen DRM-Systeme von Online-Musikangeboten, die das uneingeschränkte Abspielen der erworbenen Titel auf verschiedenen Plattformen und Geräten unmöglich machen, sieht Schäfer weniger problematisch: „Hier geht es um Transparenz. Solange den Kunden vorher gesagt wird, was sie mit den erworbenen Titeln anstellen können und was nicht, ist das in Ordnung. Dann kann man als Verbraucher selbst entscheiden, ob man das Angebot nutzen will.“

Im Kampf gegen Raubkopierertum will die Industrie zukünftig auf den Ausbau von legalen Angeboten setzen. Dass die Musikindustrie erst sehr spät das Internet als gewinnbringenden Verkaufskanal für sich entdeckt hat, hat Schäfer zufolge ebenfalls zur derzeit vorherrschenden Situation auf dem Markt beigetragen. „Das war der entscheidende Fehler der Musikindustrie, dass man das Internet lange Zeit den illegalen Anbietern überlassen hat. Durch das Fehlen legaler Angebote hat man viele Verbraucher in die Illegalität gedrängt.“

ZDNet.de Redaktion

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