Kopierschutz: EMI steht vor Kurswechsel

Das Plattenlabel EMI steht knapp vor einem einschneidenden Kurswechsel in Sachen Kopierschutz. Laut Gerüchten aus Branchenkreisen verhandelt EMI bereits mit verschiedenen Downloadplattformen über die Abschaffung des DRM-Systems. Darunter sollen sich laut Wall Street Journal Unternehmen wie Realnetworks, Emusic und MTV Networks befinden. Sie alle sind Konkurrenten des Itunes-Betreibers Apple, dessen Boss Steve Jobs erst vor wenigen Tagen seinerseits das Ende von DRM herbeigesehnt hatte.

Wendet sich EMI tatsächlich von der bisher verfochtenen Kopierschutz-Lösung ab, wird es künftig wohl zwei Fronten in der Musikindustrie geben. Denn andere Majorlabels zeigen sich wenig begeistert vom möglichen Ende des DRM-Systems. So hat Warner-Chef Edgar Bronfman den Vorschlag von Apple bereits zurückgewiesen und bezeichnet Jobs‘ Forderungen als unlogisch und wertlos. Bislang herrschte in der Musikbranche Einigkeit darüber, dass DRM die einzige Möglichkeit sei, die Verbreitung von illegalen Kopien zu verhindern.

Beim deutschen Phonoverband will man sich derzeit gar nicht zum möglichen Kurswechsel von EMI äußern und sich auf keine Seite schlagen, bevor nichts Offizielles vorliegt. Grundsätzlich sei es aber immer vorstellbar gewesen, irgendwann auch wieder Abstand vom Digital Rights Management zu nehmen, so Stefan Michalk, Pressechef beim Phonoverband. „Wir haben nie gesagt, dass es DRM auf alle Zeiten hin unbedingt geben muss.“

Das Problem des Kopierschutzsystems liegt aber vor allem darin, dass die Nutzer dadurch nur eingeschränkt mit den Downloads hantieren können. Dateien, die über Itunes heruntergeladen werden, können infolge auch nur über Ipods und keine anderen MP3-Player abgespielt werden. Illegale Plattformen sind zudem trotz DRM nach wie vor beliebt. Die legalen Anbieter haben das Problem, ihren Usern wenig mehr als Vorteil bieten zu können als einen besseren Service im Vergleich zu P2P-Tauschbörsen. So sind inzwischen viele in der Musikbranche davon überzeugt, dass der Kopierschutz dem Erfolg der legalen Plattformen eher schadet als nützt.

ZDNet.de Redaktion

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