Medienfrust stärkt Podcast-Nutzung

Spätestens seit Bundeskanzlerin Angela Merkel sich in einem Video-Podcast an das Volk wendet, ist das neue Medium nicht nur für Internet-Freaks ein ernstzunehmendes Thema: „Die Medienresonanz auf die digitale Kanzlerin war enorm. Wenn diese Initiative sogar von einer so gemächlichen Zeitung wie der FAZ gelobt wird, dann hat sich die relativ geringe Investition gelohnt“, sagt Wolfgang Stock von der Agentur RCC Public Affairs beim zweiten deutschen Podcast-Kongress in Köln. Sein Unternehmen hatte das Konzept für den Merkel-Podcast entwickelt und die ersten Beiträge produziert.

Das Interesse am Podcasting sei groß, nicht nur, weil es kultig und cool wirke, sondern weil Frust herrsche über die linearen Programme der öffentlich-rechtlichen und privaten Medienhäuser. „Mit dem neuen Format bietet sich Einzigartiges in der Medienlandschaft. Man kann die Öffentlichkeit, Kunden und Meinungsbildner direkt erreichen.“

Ein wesentlicher Aspekt der Podcast-Erfolgsgeschichte sei die Veränderung des Nutzerverhaltens: „Nur noch zwei Prozent der Bevölkerung lesen längere Artikel regelmäßig. Magere fünf Prozent abonnieren Qualitätszeitungen und -zeitschriften. Diese Print-Titel stapeln sich nur noch als Statussymbol auf den Schreibtischen. Kaum einer will sich eingestehen, dass man die altmodische Mediennutzung nicht mehr schafft. Ich glaube an die Macht der Bilder, die über neue Formate im Internet transportiert werden kann“, sagt Stock.

Eine unmittelbar vor dem Podcast-Kongress von House of Research mit Unterstützung des Podcastclubs, G+J Corporate Media, AD ON Media und Ingress durchgeführte Studie hat ergeben, dass 54 Prozent der Podcast-Konsumenten zu Hause auf Inhalte zugreifen, sich insgesamt aber auch vierzig Prozent in öffentlichen Verkehrsmitteln, im Auto, beim Radfahren und Spazierengehen, beim Sport oder an anderen Orten via Podcast informieren. Podcast-Nutzer wollen sich nicht mehr berieseln lassen, sondern rufen Angebote ab, die ihren individuellen Vorlieben entsprechen. „Podcast-Hörer haben einen hohen Reifegrad und finden zielsicher die entsprechenden Angebote“, sagt Harald König von G+J Corporate Media.

ZDNet.de Redaktion

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