Categories: Unternehmen

Kommunen gehen E-Government ernsthaft an

Aus historischen Gründen ist der öffentliche Sektor in Großbritannien Outsourcing-Vorreiter, auch bezüglich Business Process Outsourcing, und wird es in den nächsten Jahren wohl auch bleiben. Akzente auf regionaler Ebene setzte 2004 die Veröffentlichung einer Studie („Gershon Efficiency Review“) über Maßnahmen zur Effizienzsteigerung im öffentlichen Sektor, welche für städtische und kommunale Verwaltungen jährliche Kosteneinsparungen von 2,5% vorsah, vor allem im Bereich „Back Office“. Um der Effizienzsteigerung willen tendieren seither einige Stadt- beziehungsweise Kommunalverwaltungen dort zu „shared Services“, besonders wenn es um keine ihrer Kernkompetenzen, sondern um Themen wie Finanzbuchhaltung oder Personalverwaltung geht. Aufgrund dieser „shared Services“ stiegen Vertragsvolumina (Bündelung von Anwendungen und Prozessen) und wurden damit auch attraktiver für größere Outsourcer. Jedoch konnten in Zeiten, als sich „global Player“ noch nicht für diesen Sub-Sektor interessierten, lokale Anbieter wie Capita, Serco und Northgate wertvolle Erfahrungen sammeln. Heute noch haben sie bei Vertragsvergaben meist die Nase vorn, was unter anderem auch daran liegt, dass einige städtische beziehungsweise kommunale Behörden ohnehin die Zusammenarbeit mit lokalen IT-Anbietern vorziehen.

„Shared Services“ sind auch in Deutschland Thema, wobei sich unter anderem aus rechtlichen Gründen (etwa Datenschutzbestimmungen) öffentliche Rechenzentren auf kommunaler Ebene großer Beliebtheit erfreuen, meist mehr als unabhängige IT-Dienstleister. Das Outsourcing-Angebot der öffentlichen Rechenzentren umfasst in erster Linie den Betrieb von Anwendungen, in geringerem Ausmaß auch die Anwendungsentwicklung. Da sie meist ausreichende Kapazitäten und das nötige Know-how haben, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die öffentlichen Rechenzentren ihr Angebot um Business Process Outsourcing (BPO) erweitern. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Tür für Outsourcer generell verschlossen wäre; denn gerade bei Themen, wo öffentliche Rechenzentren an ihre Grenzen stoßen, werden sie selbst potenzielle – und lukrative – Kunden für IT-Dienstleister. Outsourcing bei deutschen Behörden findet allerdings fast ausschließlich selektiv statt.

Übrigens ist in den USA eine vergleichbare Entwicklung zu beobachten. Hier übernehmen die ersten großen Outsourcing Deals, wie der Vertrag zwischen dem Landkreis San Diego und Northrop Grumman Information Technology, eine Vorreiterrolle und werden entsprechend aufmerksam von anderen Städten und Kommunen beobachtet. Bei erfolgreicher Ausführung dürfte eine ganze Welle von Outsourcing Deals auf regionaler Ebene ausgelöst werden.

Page: 1 2

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Digitalisierung! Aber wie?

Mehr Digitalisierung wird von den Unternehmen gefordert. Für KMU ist die Umsetzung jedoch nicht trivial,…

4 Tagen ago

Meta meldet Gewinnsprung im ersten Quartal

Der Nettoprofi wächst um 117 Prozent. Auch beim Umsatz erzielt die Facebook-Mutter ein deutliches Plus.…

5 Tagen ago

Maximieren Sie Kundenzufriedenheit mit strategischem, kundenorientiertem Marketing

Vom Standpunkt eines Verbrauchers aus betrachtet, stellt sich die Frage: Wie relevant und persönlich sind…

5 Tagen ago

Chatbot-Dienst checkt Nachrichteninhalte aus WhatsApp-Quellen

Scamio analysiert und bewertet die Gefahren und gibt Anwendern Ratschläge für den Umgang mit einer…

5 Tagen ago

Microsoft stellt kleines KI-Modell Phi-3 Mini vor

Seine Trainingsdaten umfassen 3,8 Milliarden Parameter. Laut Microsoft bietet es eine ähnliche Leistung wie OpenAIs…

5 Tagen ago

Google schließt kritische Sicherheitslücke in Chrome

Sie erlaubt eine Remotecodeausführung außerhalb der Sandbox. Betroffen sind Chrome für Windows, macOS und Linux.

5 Tagen ago