Multimediale Ernüchterung vor der Internationaler Funkausstellung

Eigentlich hätte sich der Konsum-Boom längst einstellen sollen. Doch er blieb aus, der multimediale Durchbruch für UMTS, digitales Fernsehen, Flachbildschirme im Kinoformat, Video on Demand aus dem Internet sowie für Soaps und Tore auf dem Handy. Noch existiert es eine kleine Chance, dass es der Internationalen Funkausstellung (ifa) Anfang September in Berlin gelingt, den Markt für Konsumelektronik – wie geplant – rechtzeitig zur Fußballweltmeisterschaft 2006 (WM) in Schwung zu bringen.

Auf den Münchner Medientagen im Oktober vergangen Jahres wurde noch gejubelt. Durchgängig digitale Wertschöpfungsketten von der Kamera, über die Bildbearbeitung zur Verteilung des Contents in allen Formaten auf beliebige Endgeräte schienen in greifbarer Nähe zu sein. Die Kunden, so hätten Studien ergeben, seien bereit für die neuen Dienste tief in die Tasche zu greifen. Dabei war der in der Schweiz (!) erhobene Wert von 15 Euro mehr pro Monat für mobile Dienste noch konservativ.

Von diesem Optimismus ist wenig geblieben: „Wenn während der WM Sportbegeisterte vielleicht zehn Euro mehr auf ihrer Handy-Rechnung akzeptierten, dann wäre dass schon gut“, schüttet im Vorfeld der ifa Robert Fahle, Media-Leiter der RTL Interactive GmbH, Wasser in den Wein der Multimedia-Branche. Bei den TV-Herstellern bleibt Fußball weiterhin ein Hoffnungsträger. Hatte nicht die WM 1954 („das Wunder von Bern“) viele Deutsche zum Wechsel vom Radio auf ein Fernsehgerät verführt, und die WM 1974 (mit Vorarbeit durch die Olympiade von 1972) das Farbfernsehen etabliert? Doch auch diese Anbieter haben ihre Erwartungen bereits zurückgesteckt. So freut sich Hersteller Sharp zwar darüber, dass zunehmend großformatige Flachbildfernseher verkauft werden, von der WM erwarten die Japaner hier zu Lande jedoch kein großes Zusatzgeschäft. Im Gegenteil: Satt HDTV-Revolution wird zugunsten des guten alte PAL-Formats aufgeschoben. Das Unternehmen hat herausgefunden, oh Wunder, dass die meisten Kunden mit dem Fernseher schlicht fernsehen wollen. HDTV dagegen eigne sich vor allem für jene betuchte und technikaffine Klientel, die sich via Internet, Pay-TV und DVD das Kino nach Hause holen möchte.

Das Sorgenkind UMTS kommt nur sehr langsam in die Puschen. So ist laut Gartner-Group im vergangenen Jahr der Umsatz der Mobilfunker je Kunde gesunken, und 21 Milliarden SMS standen in diesem Zeitraum lediglich 91 Millionen MMS gegenüber. Aber das war vor dem großen UMTS-Kick-off auf der CeBIT im März dieses Jahres. Daher macht die Branche in Zweckoptimismus.
Doch die kürzlich verbreitete Jubelmeldung von 80 UMTS-Anbietern weltweit, ging schon im März durch die Presse. Auch die Freude von Vodafone über inzwischen eine die Halbe Million deutscher UMTS-Kunden ist nicht ungetrübt. Laut der Zeitschrift Capital ist nur etwa jeder hundertste dieser Vodafone-Kunde auf die neue Technik umgestiegen.

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ZDNet.de Redaktion

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