Wann erobert Linux den Consumer-Desktop?

ZDNet: Die Auseinandersetzung um den „richtigen“ Desktop war zeitweise aber schon dramatisch. In den Foren wurden innige Feindschaften gepflegt. Sie stehen KDE doch sehr nahe und müssen das wissen.

Schlaeger: Das darf man nicht überbewerten. Auf Linux-Tagen gibt es regelmäßige Zusammenkünfte, das Gnome- und das KDE-Lager haben da überhaupt keine Berührungsängste. Feindschaften wurden eher von den Anhängern beziehungsweise ‚Jüngern‘ der jeweiligen Fraktion gepflegt. Natürlich versucht man, seine eigene Ideen gegenüber den der anderen durchzusetzen, letztlich eint aber der gemeinsame Feind: Microsoft.

ZDNet: Demnach setzt sich dieser Gegensatz nicht innerhalb von Novell fort? Die Gräben sind zugeschüttet?

Schlaeger: Ja, auf alle Fälle. Solche Rivalitäten gibt es immer wieder, jahrelang haben wir uns beispielsweise über den „richtigen“ Mail-Client gestritten. Heute haben wir Wege gefunden, jeweils beide Seiten zu unterstützen. Sie können mit Suse Linux sowohl KDE als auch Gnome, aber auch Novell Evolution, Kontact, KMail, Pine, Mutt, Thunderbird und andere einsetzen.

Chris Schlaeger, Jahrgang 1970, kam im Januar 2000 als Leiter der Distributions-Entwicklung zu Suse. Unter seiner Führung baute der Distributor das Produktangebot für Unternehmenskunden deutlich aus – und bietet heute unter anderem auch Lösungen für die Hardwarearchitekturen AMD x86-64 sowie IBM i-, p- und z-Series. Des Weiteren erweiterte er Suses „Single Source Code“-Strategie von drei auf derzeit zehn unterschiedliche Hardwarearchitekturen.

Chris Schlaeger ist Mitglied des Core Teams des KDE-Projektes. Er hat Elektrotechnik an der Universität Aachen studiert mit Schwerpunkt Compiler-Technologie, Design und Simulation von Embedded-Systemen. Seine berufliche Karriere begann er anschließend als Geschäftsführer von AXYS Design Automation.