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Microsoft: Verheddert im eigenen .NETz

Aber die massive Kampagne des Unternehmens sieht sich offensichtlich einem noch größeren Problem gegenüber, das nichts mit der Technologie selber zu tun hat: der Schwierigkeit, den Verbrauchern, Entscheidungsträgern und Investoren die Bedeutung von .NET deutlich zu machen.

„Es kommt immer noch vor, dass Leute uns fragen: ‚Was ist das eigentlich, .NET?'“, berichtete Gates vor zwei Wochen auf einer Konferenz, die eigens zur Beantwortung dieser Frage anberaumt worden war. „Das ist eine dieser berühmten Fragen: Wie können die Leute sagen: ‚Ja, auf der Ebene der Infrastruktur haben wir das im Blick‘ – und nicht verstehen, wie das Projekt darüber hinausgeht? “

Egal, unter welchem Aspekt man .NET auch betrachtet, ist dies ein verblüffendes Geständnis. Beinahe von Anfang an litt die Kampagne unter einiger Konfusion, aber heute, nach zwei Jahren und Milliarden von investierten Dollars, könnte Microsofts öffentlicher Umgang mit dem Thema .NET beinahe als Fallstudie dienen, wie man es bei einer hochrangigen Marketing-Kampagne gerade nicht machen sollte.

Das verpfuschte Marketing erscheint sogar noch ungeheuerlicher, wenn man bedenkt, welche Wichtigkeit Microsoft der .NET-Initiative als Nonplusultra-Firmenstrategie ursprünglich beigemessen hat. .NET wurde als Möglichkeit konzipiert, Microsoft-Software über das Internet für alle denkbaren Geräte verfügbar zu machen, einschließlich Mobiltelefonen und Handhelds. Allerdings können außerhalb des Unternehmens nur wenige diese Definition – oder eine andere – mit einiger Überzeugung nachvollziehen.

„Microsoft hat das richtig vermasselt“, so Ted Schadler, Analyst bei Forrester Research, bezüglich der Vermarktung von .NET.

Das Konzept hinter der Initiative war von Anfang an schwammig. Und noch verwirrender wurde die ganze Sache dadurch, dass die Bezeichnung „.NET“ auch bei vielen anderen Microsoft-Produkten auftauchte. Die wiederholte Verwendung der Marke für unterschiedliche Produkte und Services brachte Geschäfts- wie Endkunden, Branchenanalysten, Medien und die Öffentlichkeit gleichermaßen durcheinander.

Bevor zum Beispiel Technikeinkäufer überhaupt ein Verständnis von .NET entwickeln konnten, startete Microsoft den damit zusammenhängenden, aber dann doch wieder eigenständigen Plan, Web-Servicess für Endkunden unter dem Namen .NET My Services zu entwickeln, ein Projekt, das an sich schon mit viel Unsicherheit behaftet war. Die Verwechslung dieser beiden Kampagnen verwischte die Konturen von .NET, so dass Microsoft den Plan für .NET My Services zurück in die Entwicklungsabteilung schickte, nachdem Fragen bezüglich des Datenschutzes und ähnlicher Themen aufgetaucht waren.

„Microsoft verschickte gleichzeitig zwei Botschaften. Die Leute haben diese Ideen miteinander verknüpft, da sie beide denselben Namen .NET trugen“, sagt Tim Tryzbiak, Lead Software Engineer bei Channel Intelligence, einem Hersteller von Software für die Verbindung zwischen Herstellern und Händlern in Celebration, Florida. „Microsoft hat es nicht geschafft, zu erklären, wie die eine Sache den Endkunden betrifft, die andere aber nicht“, so Tryzbiak, einer der ersten Tester von .NET My Services.

Dem stimmt auch Chris Pels zu, President von iDev Technologies, einer Software Consulting and Development Firma in East Greenwich, Rhode Island. Nach Aussage von Pels ist .NET „Microsofts Produkt-Architektur – es ist das Fundament für weitere Entwicklungen und im großen Umfang auch für Windows. Aber sie nennen beide Teile ‚.NET‘, und das ist verwirrend.“

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ZDNet.de Redaktion

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